Samstag, 30. November 2013

Indien



Ursprünglich hatten wir Indien gar nicht auf der Reiseliste – als wir dann jedoch von einem Freund und ehemaligen Arbeitskollegen von Benni eine Einladung zu seiner Hochzeit in Kalkutta bekommen haben, war sofort klar, dass wir uns diese Chance nicht entgehen lassen dürften. Und da wir dann ohnehin schon einmal in Indien wären, wollten wir unseren Kurztrip nicht nur auf Kalkutta beschränken, sondern auch noch ein paar Tage in Delhi und Umgebung verbringen. Insgesamt haben wir zwar nicht allzu viel Zeit in Indien eingeplant, wollten aber dennoch relativ viel sehen und so haben wir unsere Woche mal wieder straff durchgeplant.
So sind wir also am 22.11. spät abends in Dehli angekommen und bis wir dann im Hotel waren, haben wir noch genau vier Stunden Schlaf bekommen, bevor es auch schon wieder weiter ging - und zwar mit dem Zug (AC Chair Class) nach Agra.

Bahnhofshalle 
Frühstück im Zug
Agra – 23.11.2013

Bereits auf der Zugfahrt hatten wir die Chance entlang der Bahnschienen einiges vom Leben um Delhi herum zu sehen. Besonders auffällig waren dabei die vielen Männer, die in unmittelbarer Nähe der Schienen gehockt und sich scheinbar die Landschaft angeschaut haben. Bei genauerem Hinsehen ist jedoch aufgefallen, dass diese Menschen dort nicht nur einfach hocken, sondern hier am frühen Morgen ihre Notdurft verrichten. Dieses Bild sollte sich für uns in den kommenden Tagen sehr häufig wiederholen. Viele (vor allem ärmere) Inder haben schlichtweg keine Toilette in ihrer „Unterkunft“ und sind somit gezwungen für ebendiese Zwecke Bahnschienen, Straßenränder oder Abflussrinnen – zum Teil mitten in der Stadt - zu nutzen. Somit haben wir an den meisten Tagen nicht nur mehr nackte Hintern gesehen, als man am Vatertag auf der Autobahnbrücke zwischen Bissendorf und Bissendorf-Wietze sieht, sondern es stank auch bestialisch und man musste ständig aufpassen, wo man hintrat.

Bahnhof
"Öffentliche Toilette" am Straßenrand
Am Bahnhof in Agra angekommen wurden wir von einem Tuk Tuk Fahrer abgeholt, den uns unser Hotel (Maya Hotel) geschickt hatte. Unterwegs stellte sich heraus, dass der Fahrer – Vikrim – auch dazu bereit wäre uns den Rest des Tages durch Agra zu kutschieren, um uns die verschiedenen Sehenswürdigkeiten zu zeigen, selbstverständlich gegen eine kleine Gebühr. Wir hatten uns bereits vorher über diese Möglichkeit erkundigt und da sowohl seine Tour, als auch der Preis angemessen waren, haben wir das Angebot dankend angenommen. In den nächsten Stunden sind wir also mit Vikrim durch Agra gekurvt, haben uns unter anderem das Baby Taj und das Agra Fort angesehen. Auf unseren Wunsch hin sind wir ebenfalls in einen Textilladen gefahren, wo wir Laura mit einem Sari und einem Salwar-Kameez für die Hochzeit eingekleidet haben.

Im Tuk-Tuk
Baby Taj (Itimad-ud-Daula-Mausoleum) I
Baby Taj (Itimad-ud-Daula-Mausoleum) II
Baby Taj (Itimad-ud-Daula-Mausoleum) von innen
Mauern des Agra Fort
Im Agra Fort I
Im Agra Fort II
Mittagessen in einem Garten in den Hinterhöfen Agras
Waschtag am Fluss
Müllberg
Natürlich haben wir uns auch das Taj Mahal angeschaut. Dies jedoch erst am Nachmittag (das Beste zum Schluss sozusagen...), da die Stadt eine relativ große Luftverschmutzung aufweist, die sich erst gegen Abend ein wenig legt. Außerdem ist ab etwa 15:00 Uhr das Licht am besten, da man beim Blick auf das Taj Mahal die Sonne im Rücken hat. Wie wohl fast jeder, hatten auch wir das Taj Mahal schon auf Fotos oder im Fernsehen gesehen und dachten, dass wir so ungefähr wüssten, was uns erwartet – ein großes weißes Gebäude mit einer Kuppel und zwei Türmchen auf jeder Seite. Prinzipiell stimmt das auch, nur ist kein Foto in der Lage die Schönheit des Taj’s wirklich wieder zu geben. Wir waren jedenfalls zutiefst beeindruckt als wir endlich vor diesem Koloss standen und im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Zusammen mit der chinesischen Mauer ist dies das mit Abstand beeindruckendste Gebäude, das wir je gesehen haben und wir können wirklich nur jedem empfehlen es sich einmal live anzuschauen.
Vielleicht lag es daran, dass es ein Samstag war, jedenfalls war das Taj an diesem Tag ziemlich gut besucht und somit muss man sich theoretisch auf wirklich lange Schlangen einstellen. Praktisch jedoch muss man sich als Ausländer ein 35x teureres Ticket kaufen als die Einheimischen (und das ist jetzt tatsächlich ernst gemeint), welches einem dann jedoch im Gegenzug erlaubt, die erwähnten Schlangen einfach zu überspringen. Als braver Deutscher, der sich gerne ohne zu drängeln hinten anstellt, ist das natürlich erstmal etwas gegen die Intuition, aber man muss sich seinen Weg einfach erkämpfen, sonst kommt man nicht weiter – und ehrlich gesagt ist es bei den Ticketpreisen (700 Rs verglichen mit 20 Rs) auch absolut angemessen.
Interessanter Weise waren mehr indische Touristen unterwegs, als westliche. So fielen wir mal wieder mit unseren hellen Haaren und der weißen Haut extrem auf und zogen so einige Blicke auf uns. So kam es auch, dass uns eine Schulklasse von etwa 20 Kids überrumpelt und ca. eine halbe Stunde ein Fotoshooting mit uns gemacht hat. Die Jungs und Mädels haben sich förmlich darum gekloppt, wer uns am nächsten stehen durfte. ;-)

Taj Mahal von der Nordseite des Yamuna Flusses
Taj Mahal I
Taj Mahal II
Laura's Fotoshooting
Taj Mahal III
Nach dem unfassbar beeindruckenden Besuch des Taj Mahals, haben wir den Abend auf der Dachterrasse unseres Hotels bei einem leckeren indischen Gericht ausklingen lassen und sind früh zu Bett gegangen, da es am nächsten Morgen wieder um 6:00 Uhr mit dem Zug weiter gehen sollte.

Ranthambore National Reserve – 24. bis 25.11.2013

Wer unsere Afrikaberichte gelesen hat, dem ist sicherlich aufgefallen, dass wir beide großen Spaß an Tiersafaris haben. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass wir auch in Indien auf Safari gehen wollten und zwar auf Tigersafari im Ranthambore National Reserve.
Wie bereits erwähnt, ging es nach unserem Tag in Agra wieder sehr früh mit dem Zug weiter nach Sawai Madophur, welches in unmittelbarer Nähe des Nationalparks liegt. Diesmal hatten wir jedoch eine deutlich günstigere Zugklasse gebucht (Sleeper ohne AC) und diese Fahrt sollte etwas abenteuerlicher werden. Da die Züge auf dieser Strecke bekannt dafür sind, dass sie grundsätzlich immer Verspätung haben, kam auch unser Zug über eine Stunde später an (was im Umkehrschluss natürlich bedeutet, dass man eine Stunde länger in der von Exkrementen geschwängerten Luft des Bahnhofs verweilen musste). Als der Zug dann ankam, waren unsere Plätze trotz Platzreservierung bereits besetzt und wurden auch nur relativ widerwillig für uns geräumt. Nachdem wir endlich unsere Plätze eingenommen hatten, ging es direkt los und zügig unserem Ziel entgegen... das hofften wir jedenfalls.
Stattdessen zog sich die Fahrt wie Kaugummi und wir kamen im Endeffekt mit über vier Stunden Verspätung in Sawai Madophur an. Und das, obwohl die ganze Fahrt offiziell nur insgesamt fünf Stunden dauern sollte. Die Fahrtzeit hatte sich also fast verdoppelt – was schon eine beachtliche Leistung ist. Aber wir wollen uns nicht beschweren, denn neben der interessanten Landschaft, hatten wir sehr nette Nachbarn um uns herum, mit denen wir Essen geteilt und Chai getrunken haben – es war also wirklich eine nette Fahrt und wir haben mehr Einheimische kennengelernt, als auf der gesamten Fahrt mit der Transsib (wir waren übrigens auch die einzigen Touris weit und breit – lag vielleicht an der einfachen Zugklasse).
Eine Sache, die immer etwas kritisch ist bei Bus oder Zugreisen, ist zu wissen, wann man tatsächlich aussteigen muss (sofern man nicht zur Endstation unterwegs ist). Dies ist besonders knifflig in einem Land mit anderen Schriftzeichen und oftmals sind die Stationen nicht einmal angeschrieben. Eine gute Technik die Station dann nicht zu verpassen ist, möglichst viele Einheimische um einen herum wissen zu lassen, wo man raus muss und sich darauf zu verlassen, dass sie einem dann bescheid geben, wenn es soweit ist. Jedoch ist auch hier etwas Vorsicht geboten, denn es kann durchaus sein, dass man mit den besten Absichten falsch geleitet wird, weil die Leute es schlicht einfach nicht besser wissen. ;-)

Indisches "Sleeper" Abteil
Unsere Mitreisenden
Müllberge am Rande der Schienen
Unterwegs mit dem Zug
Kamelkarren
Nun aber zurück zu unserer Reise: Durch unsere Verspätung haben wir leider auch unsere erste Safari im Nationalpark verpasst, was sich im Nachhinein als besonders ärgerlich herausstellen sollte, denn auf eben dieser Safari wurden tatsächlich Tiger gesichtet. Im Ranthambore NP werden die Safaris alle vom Park selbst durchgeführt und es gibt pro Tag zwei Touren – morgens von 7:00 bis 11:00 Uhr und nachmittags von 14:00 bis 18:00 Uhr. Es gibt auch zwei verschiedene Fahrzeugtypen, die man buchen kann: Es gibt Jeeps oder Gypsys mit 6 Sitzen und sogenannte Canteers mit 23 Sitzen. Nachdem wir in Afrika eher schlechte Erfahrungen mit großen Safarivehikeln gemacht haben, kam für uns nur der Jeep in Frage - der ist zwar auch ein wenig teurer, aber deutlich angenehmer zum Tiere beobachten. Buchen kann man die Safaris entweder im Vorfeld auf der Homepage des Nationalparks (www.rajasthanwildlife.com/wild-life/Ranthambhor-National-Park.htm) oder in den Hotels vor Ort. Wir würden allerdings empfehlen die Touren direkt beim Park zu buchen, da sie dadurch deutlich günstiger sind.
Nachdem wir unsere erste Safari nun leider verpasst hatten, sollten wir am nächsten Tag zwei Touren haben. Leider haben wir jedoch auf keiner der beiden Tiger gesehen (nicht ganz die richtige Jahreszeit), was zwar schon sehr schade war, aber auch nicht so besonders tragisch, da die Touren an sich schon wirklich toll und interessant waren und wir viele andere wilde Tiere gesehen haben – sozusagen das Tigerfutter.

Eulen
Sambarhirsch I
Axishirsch
Sambarhirsch II
Schakal
Kleine Papageien
Eisvogel
Affe
Ausblick aus dem Park
Dehli – 26.11.2013

Nach zwei Nächten in Ranthambore sind wir am 26.11. wieder früh morgens mit dem Zug – ohne große Verspätungen - zurück nach Delhi gefahren (AC Chair Car, fünf Stunden). Hier haben wir den Rest des Tages und eine weitere Nacht verbracht, bevor es zur Hochzeit ging.

Die Kuh am Bahnsteig
Indisches "AC Chair" Abteil
Für die wenigen Stunden, die uns in Delhi blieben, haben wir uns eine Tour durch ein altes traditionelles Viertel von Delhi gebucht, fernab der üblichen Touristenpfade. Zusammen mit unserem Guide Rupi sind wir für einige Stunden in das Leben der Einheimischen eingetaucht. Wir haben gelernt wie sie ihrer Arbeit nachgehen, wie sie wohnen, wo und was sie essen. Wir waren auf verschiedenen Märkten, unter anderem auf einem Gewürzmarkt und auf einem Hochzeitsbasar – es war wirklich super interessant! Der krönende Abschluss war dann ein Besuch im letzten verbliebenen Herrenhaus Delhis (Haveli), wo wir mit hausgemachten Spezialitäten verwöhnt wurden. Die Tour war wirklich klasse und, wenn wir ehrlich sind, sogar eines der absoluten Highlights unseres gesamten Trips bisher. Unsere Gastgeber haben sich so viel Mühe gegeben uns alles zu zeigen und uns wie Könige zu bewirten, dass es uns am Ende wirklich unangenehm war, als sie kein Trinkgeld annehmen wollten.
Das Ganze ist überhaupt ein sehr interessantes Konzept: Gegründet wurde es von drei Freunden, die nicht wirklich auf die Einnahmen der Tour angewiesen sind, sondern es aus Spaß an der Freud machen. Und das merkt man ihnen auch wirklich an.  Man hat den Eindruck, dass sie die Tour komplett auf einen zugeschneidert haben. Wenn es euch einmal nach Delhi verschlägt (z.B. wenn ihr auf dem Weg zum Taj Mahal seid ;-)), müsst ihr euch unbedingt mit Rupi und Dhruv in Verbindungen setzen (www.masterjikeehaveli.com). Die Tour ist zugegebener Maßen nicht ganz günstig, aber nach all dem, was wir geboten und auch geschenkt bekommen haben (Laura hat traditionelle Armreifen für die Hochzeit geschenkt bekommen, sowie eine Perlenkette), war es uns wirklich sehr unangenehm, dass wir am Ende „nur“ 50 USD pro Person bezahlt haben (für eine fast 7-stündige Tour).

Über den Dächern von Dehli
Chawry Bazar
Echter Lassi aus dem Tonkrug mit unserem Guide Rupi
Nuß- und Gewürzmarkt
Armreifen
Nachdem wir ungefähr gegen 22 Uhr von der Tour zurück kamen, waren wir dann vom vielen Laufen und dem guten Essen doch etwas kaputt und haben nur noch unsere Sachen gepackt und sind schlafen gegangen. Das Packen stellte sich allerdings als etwas schwieriger heraus, da wir bei unserem Flug am nächsten Tag zum ersten Mal eine Gepäckbeschränkung von 15 kg hatten. Da wir jeweils deutlich mehr hatten, hat alles nichts geholfen und wir mussten uns möglichst viele schwere Sachen anziehen (Wanderstiefel, Jeans, Pulli, Jacke etc.), um unter 15 kg zu kommen. Letztendlich haben wir es aber geschafft, sodass wir beruhigt ins Bett gehen konnten.

Kalkutta – 27. bis 29.11.2013

Am Morgen des 27.11. ging es nach Kalkutta, wo in den nächsten zwei Tagen die Hochzeit unserer Freunde Mrinalini und Raunak stattfinden sollte. Direkt nach der Ankunft ging es auch schon mit dem ersten Programmpunkt los, denn wir wurden vom Flughafen abgeholt und zu dem sogenannten Mehendi gefahren. Dabei handelt es sich um eine Veranstaltung, bei der die Männer mit Häppchen bespaßt werden, während die Frauen sich die Hände mit Henna bemalen lassen – das hat Laura sich natürlich nicht entgehen lassen.

Hier wird gemalt
Das Resultat
Nach dem Mehendi hatten wir dann erstmal Zeit ins Hotel einzuchecken und uns etwas frisch zu machen, bevor es abends mit dem nächsten Programmpunkt weiter ging. Heute stand nicht die Hochzeit selbst, sondern die Verlobungsfeier auf dem Programm. Dies war ein eher informelles Zusammenkommen (etwa 150 Gäste), bei dem das Brautpaar von ihren Familiemitgliedern vorgestellt und offiziell von einem Hindu-Priester verlobt wurde. Danach gab es Essen, es wurde sogar Alkohol ausgeschenkt (hier wird viel Whiskey getrunken) und es wurde erstaunlich viel und ausgelassen getanzt. Insgesamt kam dieser Teil der Hochzeit einer deutschen Hochzeitsfeier wohl noch am nächsten, obwohl das Ganze dann um Mitternacht auch schon wieder vorbei war und wir alle brav ins Bett gegangen sind.

Auf der Verlobungsparty
"Party"
Am nächsten Tag war es dann endlich soweit: Bis 16:00 Uhr hatten wir noch Zeit uns vom Vortag zu erholen und danach fand die richtige „Trauung“ statt. Die Hochzeit wurde im 5-Sterne Hotel Taj Bengal gefeiert und war wirklich sehr edel, aber erstmal der Reihe nach...
Während die Braut sozusagen ganz normal und ohne großes Spektakel eingetroffen ist, näherte sich der Bräutigam dem Hotel in einem richtigen Tross. Dabei ritt der Bräutigam selbst auf einem weißen Pferd und wurde begleitet von seinen Freunden und Familienmitgliedern, die wie wild vor dem Pferd zu den Tönen einer Marschkapelle getanzt haben. Am Eingang angekommen wurde er dann von der Angehörigen der Braut in Empfang genommen und nachdem verschiedene Begrüßungsrituale unter den Familien abgehalten wurden, wurde der Saal betreten. Dort posierte das noch unvermählte Paar noch einige Minuten für die Fotografen, bevor sie für eine Weile für ein privates Fotoshooting verschwanden. Derweil wurde für die Gäste die erste Runde Essen gereicht. Danach ging die tatsächliche Trauung los. Das Ganze war angeblich streng durchgeplant, weil es nur an diesem Abend für 1 ½ Stunden eine besonders günstige Sternenkonstellation gab, während der die Trauung ablaufen sollte. Die Trauung selbst war eher langatmig und unverständlich, weil sie in Sanskrit abgehalten wurde und kein Mensch verstanden hat, was der Priester da erzählte. Im Prinzip wurden verschiedene Eheschwüre verlesen und abgelegt. Anders als bei einer Trauung in Deutschland, ist es hier aber offenbar nicht so, dass tatsächlich alle Gäste der Trauung beiwohnen (wahrscheinlich weil sie so dröge ist). Der Großteil der Gäste war in der Tat eher damit beschäftigt sich zu unterhalten oder weiter zu essen. Anders als bei uns üblich, gab es auch keine richtige Sitzordnung. Es gab einen Saal, in dem die Trauung stattfand, der an einen sehr schönen Gartenbereich angeschlossen war und dort standen vereinzelt Tische und Stühle. Diese waren aber keinesfalls genug für alle, was aber auch niemanden gestört hat, denn hier scheint es offensichtlich üblich zu sein im Stehen zu essen (teils während man noch am Buffet ansteht). Der letzte Programmpunkt nach der Trauung war das Gratulieren und die Geschenkübergabe. Da inzwischen aber auch ca. 300-400 Gäste da waren, hat auch dies wieder entsprechend lange gedauert. Das Brautpaar stand auf einem von Scheinwerfern umgebenen Podest, auf welches die Gruppen der Gratulanten steigen konnten, um gleich noch mit dem Brautpaar fotografiert zu werden. Ja, und das war es dann im Prinzip auch schon. Die meisten Gäste sind bis 22-23:00 Uhr auch wieder nach Hause gefahren. Wir sind allerdings noch etwas länger geblieben, um nach der Gratulations-Orgie noch einmal ein paar Worte in Ruhe mit Mrinalini und Raunak zu wechseln – schließlich sind wir alle von weit her angereist und wollten dann doch schon wissen, wie es ihnen so geht. Die Hochzeit selbst, sowie das ganze drum herum ist für das Brautpaar in Indien eher anstrengend, weil ständig irgendwelche Verpflichtungen auf einen warten und das hat man den beiden auch angesehen. Allerdings müssen wir auch erwähnen, dass es in Indien so viele verschiedene Gruppen und Religionen gibt, dass generell nicht von der typisch indischen Hochzeit gesprochen werden kann. Selbst einige der Inder, die bei der Feier waren, kannten den Ablauf und die Bräuche nicht (wen es interessiert, es war eine Panjab Hochzeit, da die Eltern der Braut Panjab sind). Der Vollständigkeit halber muss auch erwähnt werden, dass auf der Hochzeit selbst kein Alkohol ausgeschenkt wurde. Neben Tee, hatte man die Wahl zwischen Cola, Fanta, Sprite und Wasser. Es muss auch erwähnt werden, dass es sich bei dieser Hochzeit um eine freiwillige Hochzeit handelte, bei der sich die Partner, trotz anfänglichem Widerstreben der Eltern, selber ausgewählt haben. Generell ist es in Indien nicht unüblich (eher im Gegenteil), dass die Eltern nach irgendwelchen sozialen oder religiösen Kriterien den entsprechenden Partner auswählen (teils wohl sogar aus dem Internet).
Alles in allem war die Hochzeit für uns eine ungewöhnliche, aber auf jeden Fall eine interessante Erfahrung und wir hatten wirklich sehr viel Spaß (auch ohne Bier ;)).

Auf der Hochzeit
Buffet im Garten
Der Bräutigam kommt auf seinem weißen Ross
Das Brautpaar
Da auch die richtige Hochzeit wieder relativ zeitig vorbei war, haben wir für den Tag danach eine Stadttour gebucht, um auch noch etwas von Kalkutta selbst zu sehen. Unser australischer Guide Martin hat uns dabei wieder durch die eher entlegenen Ecken der Stadt geführt. Im Anschluss daran haben wir dann bei einer indischen Familie zuhause noch einen Kochkurs gemacht. Dieser war zwar absolut nicht mit unseren Erfahrungen aus Vietnam zu vergleichen, aber doch sehr interessant.

Auf den Straßen von Kalkutta
Slum in Kalkutta
"Badezimmer"
Übliches Transportmittel
Ruhepause
Blumenmarkt
Unser Selbstgekochtes
Am Abend nach dem Kurs haben wir uns dann im Hotel noch einmal frisch gemacht und sind quasi über Nacht von Kalkutta wieder nach Asien eingeflogen, und zwar nach Phnom Penh in Kambodscha. Hier in Kambodscha werden wir nun bis zum 23.12. bleiben und dann von Siem Reap aus nach Myanmar fliegen (sofern wir ein Visum bekommen). Somit dauert es diesmal leider wieder etwas länger bis der nächste Bericht kommt (nämlich bis Weihnachten), aber wir hoffen derweil, dass euch unser kleiner Indien Exkurs so gut gefallen hat wie uns.
Wie gesagt, hatten wir Indien erst nicht auf unserem Plan, sind aber im Nachhinein sehr froh, dass wir zumindest eine Woche dort waren. Die Hochzeit war natürlich ein einmaliges Erlebnis, aber auch unsere Tour in Delhi, das Taj Mahal und die Safaris waren mega beeindruckend. Wir müssen aber auch zugeben, dass wir nicht ganz unglücklich sind nun wieder in Asien zu sein. So vielfältig und faszinierend Indien auch ist, so anstrengend ist es auch das Land zu bereisen. Das, was wir vom Land gesehen haben, war nicht nur extrem hektisch (wer das Hupen in Asien nervig findet, sollte nie nach Indien gehen), sondern auch super dreckig. Von den „Aushilfstoiletten“ hatten wir ja bereits berichtet und diese führten natürlich unweigerlich dazu, dass es fast überall gestunken hat und man kaum einen Fuß vor den anderen setzten konnte. Der deutsche Musiker Peter Fox besingt in seinem Lied „Schwarz zu Blau“ die Stadt Berlin mit den Worten „überall liegt Scheiße, man muss eigentlich schweben“ – dazu können wir nur sagen, dass der gute Herr Fox wohl noch nie in Indien gewesen ist. Die Ursache dafür, dass es so dreckig ist, liegt sicherlich auch darin, dass es in Indien noch unglaublich viel Armut gibt. Wir waren mehr als einmal erschrocken wie viele Obdachlose und behinderte Menschen überall versuchen sich ein paar Cent zu erbetteln und wir würden lügen, wenn wir behaupten würden, dass uns dieser Anblick nicht belastet hat. Vielleicht ist das nicht die beste Ausdrucksweise, aber uns hat vor allem schockiert wie „leicht“ es ist wirkliche Armut und in gewisser Weise auch Hoffnungslosigkeit zu sehen, weil sie nicht auf bestimmte Gebiete beschränkt ist, sondern überall zu sehen ist. Dies vermittelt unwiederbringlich den Eindruck, dass es noch viel mehr Elend in großen Teilen der übrigen Welt geben muss. Dabei ist die Schere zwischen arm und reich gefühlt unendlich groß (neben dem 5-Sterne Hotel sitzt der Bettler, dem drei von vier Gliedmaßen fehlen), denn es gibt durchaus auch sehr viele (neu-) reiche Inder. Bei dieser Oberschicht ist uns aufgefallen, dass eher wenig Wert auf die Persönlichkeit, dafür aber viel Wert auf die soziale/berufliche Stellung gelegt wird. Wenn man sich beispielsweise miteinander bekannt macht,  wird einem spätestens im dritten Satz auf die Nase gebunden, was man für einen tollen Job hab, wen berühmtes man schon getroffen hat oder zur Not, dass der Sohn in Stanford studiert (selbstverständlich ohne nachzufragen). Des Weiteren fällt auf, dass hier in Indien die Geschlechterrollen doch noch ziemlich klar verteilt sind – der Mann ist der Macker und die Frau ist das hübsche Beiwerk. Wir hatten tatsächlich einige Gespräche während der Hochzeit mit Paaren, bei denen zwar beide gesprochen haben, aber weder die Frau sich vorgestellt hat noch der Mann sich Laura vorgestellt hat und schon gar nicht mit Handschlag. Bitte versteht uns jetzt an dieser Stelle nicht falsch, es sind natürlich keineswegs alle Inder genau so, allerdings sind uns die oben beschriebenen Verhalten schon häufiger begegnet.
So, und wer jetzt denkt wir hätten vergessen es zu erwähnen, täuscht sich, denn wir würden niemals ein Fazit von einem Land beenden, ohne uns über das Essen auszulassen. Als Vorinformation muss gesagt werden, dass wir bereits in Deutschland nicht die größten Fans von indischem Essen waren. Hört hört. ;-) Wir fanden es zwar nicht schlecht, haben es aber eigentlich auch nie wahlweise gegessen. Dahingehend waren wir etwas skeptisch, was unseren Indienaufenthalt anging. Dennoch wurden wir positiv überrascht und vor allem die Fülle an gutem vegetarischen Essen hat uns sehr zugesagt. Somit haben wir also fast immer gut gegessen, aber die indische Küche ist und bleibt einfach nicht unser kulinarischer Favorit, sodass wir nun auch ganz froh sind, nach einer Woche wieder nach Asien zu dürfen.

Indische Paneergerichte
Und damit wünschen wir euch allen nun eine schöne Vorweihnachtszeit – genießt die Weihnachtsmärkte und trinkt den einen oder anderen Glühwein für uns mit. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr wir dieses Weihnachtsfeeling vermissen...