Ursprünglich hatten wir
Indien gar nicht auf der Reiseliste – als wir dann jedoch von einem Freund und
ehemaligen Arbeitskollegen von Benni eine Einladung zu seiner Hochzeit in
Kalkutta bekommen haben, war sofort klar, dass wir uns diese Chance nicht
entgehen lassen dürften. Und da wir dann ohnehin schon einmal in Indien wären, wollten
wir unseren Kurztrip nicht nur auf Kalkutta beschränken, sondern auch noch ein
paar Tage in Delhi und Umgebung verbringen. Insgesamt haben wir zwar nicht allzu
viel Zeit in Indien eingeplant, wollten aber dennoch relativ viel sehen und so haben
wir unsere Woche mal wieder straff durchgeplant.
So sind wir also am 22.11.
spät abends in Dehli angekommen und bis wir dann im Hotel waren, haben wir noch
genau vier Stunden Schlaf bekommen, bevor es auch schon wieder weiter ging - und
zwar mit dem Zug (AC Chair Class) nach Agra.
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Bahnhofshalle |
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Frühstück im Zug |
Agra – 23.11.2013
Bereits auf der Zugfahrt hatten
wir die Chance entlang der Bahnschienen einiges vom Leben um Delhi herum zu sehen.
Besonders auffällig waren dabei die vielen Männer, die in unmittelbarer Nähe
der Schienen gehockt und sich scheinbar die Landschaft angeschaut haben. Bei
genauerem Hinsehen ist jedoch aufgefallen, dass diese Menschen dort nicht nur
einfach hocken, sondern hier am frühen Morgen ihre Notdurft verrichten. Dieses
Bild sollte sich für uns in den kommenden Tagen sehr häufig wiederholen. Viele
(vor allem ärmere) Inder haben schlichtweg keine Toilette in ihrer „Unterkunft“
und sind somit gezwungen für ebendiese Zwecke Bahnschienen, Straßenränder oder
Abflussrinnen – zum Teil mitten in der Stadt - zu nutzen. Somit haben wir an
den meisten Tagen nicht nur mehr nackte Hintern gesehen, als man am Vatertag
auf der Autobahnbrücke zwischen Bissendorf und Bissendorf-Wietze sieht, sondern
es stank auch bestialisch und man musste ständig aufpassen, wo man hintrat.
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Bahnhof |
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"Öffentliche Toilette" am Straßenrand |
Am Bahnhof in Agra angekommen
wurden wir von einem Tuk Tuk Fahrer abgeholt, den uns unser Hotel (Maya Hotel) geschickt
hatte. Unterwegs stellte sich heraus, dass der Fahrer – Vikrim – auch dazu
bereit wäre uns den Rest des Tages durch Agra zu kutschieren, um uns die
verschiedenen Sehenswürdigkeiten zu zeigen, selbstverständlich gegen eine
kleine Gebühr. Wir hatten uns bereits vorher über diese Möglichkeit erkundigt
und da sowohl seine Tour, als auch der Preis angemessen waren, haben wir das
Angebot dankend angenommen. In den nächsten Stunden sind wir also mit Vikrim
durch Agra gekurvt, haben uns unter anderem das Baby Taj und das Agra Fort
angesehen. Auf unseren Wunsch hin sind wir ebenfalls in einen Textilladen
gefahren, wo wir Laura mit einem Sari und einem Salwar-Kameez für die Hochzeit
eingekleidet haben.
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Im Tuk-Tuk |
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Baby Taj (Itimad-ud-Daula-Mausoleum) I |
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Baby Taj (Itimad-ud-Daula-Mausoleum) II |
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Baby Taj (Itimad-ud-Daula-Mausoleum) von innen |
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Mauern des Agra Fort |
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Im Agra Fort I |
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Im Agra Fort II |
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Mittagessen in einem Garten in den Hinterhöfen Agras |
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Waschtag am Fluss |
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Müllberg |
Natürlich haben wir uns
auch das Taj Mahal angeschaut. Dies jedoch erst am Nachmittag (das Beste zum
Schluss sozusagen...), da die Stadt eine relativ große Luftverschmutzung aufweist,
die sich erst gegen Abend ein wenig legt. Außerdem ist ab etwa 15:00 Uhr das
Licht am besten, da man beim Blick auf das Taj Mahal die Sonne im Rücken hat. Wie
wohl fast jeder, hatten auch wir das Taj Mahal schon auf Fotos oder im
Fernsehen gesehen und dachten, dass wir so ungefähr wüssten, was uns erwartet –
ein großes weißes Gebäude mit einer Kuppel und zwei Türmchen auf jeder Seite.
Prinzipiell stimmt das auch, nur ist kein Foto in der Lage die Schönheit des
Taj’s wirklich wieder zu geben. Wir waren jedenfalls zutiefst beeindruckt als
wir endlich vor diesem Koloss standen und im wahrsten Sinne des Wortes
sprachlos. Zusammen mit der chinesischen Mauer ist dies das mit Abstand beeindruckendste
Gebäude, das wir je gesehen haben und wir können wirklich nur jedem empfehlen
es sich einmal live anzuschauen.
Vielleicht lag es daran,
dass es ein Samstag war, jedenfalls war das Taj an diesem Tag ziemlich gut
besucht und somit muss man sich theoretisch auf wirklich lange Schlangen
einstellen. Praktisch jedoch muss man sich als Ausländer ein 35x teureres
Ticket kaufen als die Einheimischen (und das ist jetzt tatsächlich ernst
gemeint), welches einem dann jedoch im Gegenzug erlaubt, die erwähnten
Schlangen einfach zu überspringen. Als braver Deutscher, der sich gerne ohne zu
drängeln hinten anstellt, ist das natürlich erstmal etwas gegen die Intuition,
aber man muss sich seinen Weg einfach erkämpfen, sonst kommt man nicht weiter –
und ehrlich gesagt ist es bei den Ticketpreisen (700 Rs verglichen mit 20 Rs)
auch absolut angemessen.
Interessanter Weise waren
mehr indische Touristen unterwegs, als westliche. So fielen wir mal wieder mit
unseren hellen Haaren und der weißen Haut extrem auf und zogen so einige Blicke
auf uns. So kam es auch, dass uns eine Schulklasse von etwa 20 Kids überrumpelt
und ca. eine halbe Stunde ein Fotoshooting mit uns gemacht hat. Die Jungs und
Mädels haben sich förmlich darum gekloppt, wer uns am nächsten stehen durfte.
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Taj Mahal von der Nordseite des Yamuna Flusses |
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Taj Mahal I |
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Taj Mahal II |
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Laura's Fotoshooting |
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Taj Mahal III |
Nach dem unfassbar
beeindruckenden Besuch des Taj Mahals, haben wir den Abend auf der Dachterrasse
unseres Hotels bei einem leckeren indischen Gericht ausklingen lassen und sind
früh zu Bett gegangen, da es am nächsten Morgen wieder um 6:00 Uhr mit dem Zug
weiter gehen sollte.
Ranthambore National
Reserve – 24. bis 25.11.2013
Wer unsere Afrikaberichte
gelesen hat, dem ist sicherlich aufgefallen, dass wir beide großen Spaß an
Tiersafaris haben. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass wir auch
in Indien auf Safari gehen wollten und zwar auf Tigersafari im Ranthambore
National Reserve.
Wie bereits erwähnt, ging
es nach unserem Tag in Agra wieder sehr früh mit dem Zug weiter nach Sawai
Madophur, welches in unmittelbarer Nähe des Nationalparks liegt. Diesmal hatten
wir jedoch eine deutlich günstigere Zugklasse gebucht (Sleeper ohne AC) und diese
Fahrt sollte etwas abenteuerlicher werden. Da die Züge auf dieser Strecke
bekannt dafür sind, dass sie grundsätzlich immer Verspätung haben, kam auch unser
Zug über eine Stunde später an (was im Umkehrschluss natürlich bedeutet, dass
man eine Stunde länger in der von Exkrementen geschwängerten Luft des Bahnhofs
verweilen musste). Als der Zug dann ankam, waren unsere Plätze trotz
Platzreservierung bereits besetzt und wurden auch nur relativ widerwillig für
uns geräumt. Nachdem wir endlich unsere Plätze eingenommen hatten, ging es direkt
los und zügig unserem Ziel entgegen... das hofften wir jedenfalls.
Stattdessen zog sich die
Fahrt wie Kaugummi und wir kamen im Endeffekt mit über vier Stunden Verspätung in
Sawai Madophur an. Und das, obwohl die ganze Fahrt offiziell nur insgesamt fünf
Stunden dauern sollte. Die Fahrtzeit hatte sich also fast verdoppelt – was
schon eine beachtliche Leistung ist. Aber wir wollen uns nicht beschweren, denn
neben der interessanten Landschaft, hatten wir sehr nette Nachbarn um uns herum,
mit denen wir Essen geteilt und Chai getrunken haben – es war also wirklich
eine nette Fahrt und wir haben mehr Einheimische kennengelernt, als auf der
gesamten Fahrt mit der Transsib (wir waren übrigens auch die einzigen Touris
weit und breit – lag vielleicht an der einfachen Zugklasse).
Eine Sache, die immer
etwas kritisch ist bei Bus oder Zugreisen, ist zu wissen, wann man tatsächlich
aussteigen muss (sofern man nicht zur Endstation unterwegs ist). Dies ist
besonders knifflig in einem Land mit anderen Schriftzeichen und oftmals sind
die Stationen nicht einmal angeschrieben. Eine gute Technik die Station dann
nicht zu verpassen ist, möglichst viele Einheimische um einen herum wissen zu
lassen, wo man raus muss und sich darauf zu verlassen, dass sie einem dann
bescheid geben, wenn es soweit ist. Jedoch ist auch hier etwas Vorsicht
geboten, denn es kann durchaus sein, dass man mit den besten Absichten falsch
geleitet wird, weil die Leute es schlicht einfach nicht besser wissen. ;-)
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Indisches "Sleeper" Abteil |
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Unsere Mitreisenden |
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Müllberge am Rande der Schienen |
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Unterwegs mit dem Zug |
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Kamelkarren |
Nun aber zurück zu
unserer Reise: Durch unsere Verspätung haben wir leider auch unsere erste
Safari im Nationalpark verpasst, was sich im Nachhinein als besonders ärgerlich
herausstellen sollte, denn auf eben dieser Safari wurden tatsächlich Tiger
gesichtet. Im Ranthambore NP werden die Safaris alle vom Park selbst
durchgeführt und es gibt pro Tag zwei Touren – morgens von 7:00 bis 11:00 Uhr
und nachmittags von 14:00 bis 18:00 Uhr. Es gibt auch zwei verschiedene
Fahrzeugtypen, die man buchen kann: Es gibt Jeeps oder Gypsys mit 6 Sitzen und
sogenannte Canteers mit 23 Sitzen. Nachdem wir in Afrika eher schlechte
Erfahrungen mit großen Safarivehikeln gemacht haben, kam für uns nur der Jeep
in Frage - der ist zwar auch ein wenig teurer, aber deutlich angenehmer zum
Tiere beobachten. Buchen kann man die Safaris entweder im Vorfeld auf der
Homepage des Nationalparks (www.rajasthanwildlife.com/wild-life/Ranthambhor-National-Park.htm)
oder in den Hotels vor Ort. Wir würden allerdings empfehlen die Touren direkt
beim Park zu buchen, da sie dadurch deutlich günstiger sind.
Nachdem wir unsere erste
Safari nun leider verpasst hatten, sollten wir am nächsten Tag zwei Touren
haben. Leider haben wir jedoch auf keiner der beiden Tiger gesehen (nicht ganz die
richtige Jahreszeit), was zwar schon sehr schade war, aber auch nicht so besonders
tragisch, da die Touren an sich schon wirklich toll und interessant waren und
wir viele andere wilde Tiere gesehen haben – sozusagen das Tigerfutter.
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Eulen |
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Sambarhirsch I |
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Axishirsch |
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Sambarhirsch II |
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Schakal |
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Kleine Papageien |
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Eisvogel |
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Affe |
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Ausblick aus dem Park
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Dehli – 26.11.2013
Nach zwei Nächten in
Ranthambore sind wir am 26.11. wieder früh morgens mit dem Zug – ohne große
Verspätungen - zurück nach Delhi gefahren (AC Chair Car, fünf Stunden). Hier haben
wir den Rest des Tages und eine weitere Nacht verbracht, bevor es zur Hochzeit
ging.
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Die Kuh am Bahnsteig |
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Indisches "AC Chair" Abteil |
Für die wenigen Stunden,
die uns in Delhi blieben, haben wir uns eine Tour durch ein altes
traditionelles Viertel von Delhi gebucht, fernab der üblichen Touristenpfade.
Zusammen mit unserem Guide Rupi sind wir für einige Stunden in das Leben der
Einheimischen eingetaucht. Wir haben gelernt wie sie ihrer Arbeit nachgehen, wie
sie wohnen, wo und was sie essen. Wir waren auf verschiedenen Märkten, unter
anderem auf einem Gewürzmarkt und auf einem Hochzeitsbasar – es war wirklich
super interessant! Der krönende Abschluss war dann ein Besuch im letzten
verbliebenen Herrenhaus Delhis (Haveli), wo wir mit hausgemachten Spezialitäten
verwöhnt wurden. Die Tour war wirklich klasse und, wenn wir ehrlich sind, sogar
eines der absoluten Highlights unseres gesamten Trips bisher. Unsere Gastgeber
haben sich so viel Mühe gegeben uns alles zu zeigen und uns wie Könige zu
bewirten, dass es uns am Ende wirklich unangenehm war, als sie kein Trinkgeld
annehmen wollten.
Das Ganze ist überhaupt
ein sehr interessantes Konzept: Gegründet wurde es von drei Freunden, die nicht
wirklich auf die Einnahmen der Tour angewiesen sind, sondern es aus Spaß an der
Freud machen. Und das merkt man ihnen auch wirklich an. Man hat den Eindruck, dass sie die Tour
komplett auf einen zugeschneidert haben. Wenn es euch einmal nach Delhi
verschlägt (z.B. wenn ihr auf dem Weg zum Taj Mahal seid ;-)), müsst ihr euch
unbedingt mit Rupi und Dhruv in Verbindungen setzen (www.masterjikeehaveli.com).
Die Tour ist zugegebener Maßen nicht ganz günstig, aber nach all dem, was wir
geboten und auch geschenkt bekommen haben (Laura hat traditionelle Armreifen
für die Hochzeit geschenkt bekommen, sowie eine Perlenkette), war es uns
wirklich sehr unangenehm, dass wir am Ende „nur“ 50 USD pro Person bezahlt
haben (für eine fast 7-stündige Tour).
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Über den Dächern von Dehli |
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Chawry Bazar |
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Echter Lassi aus dem Tonkrug mit unserem Guide Rupi |
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Nuß- und Gewürzmarkt |
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Armreifen |
Nachdem wir ungefähr
gegen 22 Uhr von der Tour zurück kamen, waren wir dann vom vielen Laufen und
dem guten Essen doch etwas kaputt und haben nur noch unsere Sachen gepackt und
sind schlafen gegangen. Das Packen stellte sich allerdings als etwas
schwieriger heraus, da wir bei unserem Flug am nächsten Tag zum ersten Mal eine
Gepäckbeschränkung von 15 kg hatten. Da wir jeweils deutlich mehr hatten, hat
alles nichts geholfen und wir mussten uns möglichst viele schwere Sachen
anziehen (Wanderstiefel, Jeans, Pulli, Jacke etc.), um unter 15 kg zu kommen.
Letztendlich haben wir es aber geschafft, sodass wir beruhigt ins Bett gehen
konnten.
Kalkutta – 27. bis 29.11.2013
Am Morgen des 27.11. ging
es nach Kalkutta, wo in den nächsten zwei Tagen die Hochzeit unserer Freunde
Mrinalini und Raunak stattfinden sollte. Direkt nach der Ankunft ging es auch
schon mit dem ersten Programmpunkt los, denn wir wurden vom Flughafen abgeholt
und zu dem sogenannten Mehendi gefahren. Dabei handelt es sich um eine
Veranstaltung, bei der die Männer mit Häppchen bespaßt werden, während die Frauen
sich die Hände mit Henna bemalen lassen – das hat Laura sich natürlich nicht
entgehen lassen.
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Hier wird gemalt |
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Das Resultat |
Nach dem Mehendi hatten
wir dann erstmal Zeit ins Hotel einzuchecken und uns etwas frisch zu machen,
bevor es abends mit dem nächsten Programmpunkt weiter ging. Heute stand nicht
die Hochzeit selbst, sondern die Verlobungsfeier auf dem Programm. Dies war ein
eher informelles Zusammenkommen (etwa 150 Gäste), bei dem das Brautpaar von
ihren Familiemitgliedern vorgestellt und offiziell von einem Hindu-Priester
verlobt wurde. Danach gab es Essen, es wurde sogar Alkohol ausgeschenkt (hier
wird viel Whiskey getrunken) und es wurde erstaunlich viel und ausgelassen getanzt.
Insgesamt kam dieser Teil der Hochzeit einer deutschen Hochzeitsfeier wohl noch
am nächsten, obwohl das Ganze dann um Mitternacht auch schon wieder vorbei war
und wir alle brav ins Bett gegangen sind.
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Auf der Verlobungsparty |
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"Party" |
Am nächsten Tag war es
dann endlich soweit: Bis 16:00 Uhr hatten wir noch Zeit uns vom Vortag zu
erholen und danach fand die richtige „Trauung“ statt. Die Hochzeit wurde im
5-Sterne Hotel Taj Bengal gefeiert und war wirklich sehr edel, aber erstmal der
Reihe nach...
Während die Braut
sozusagen ganz normal und ohne großes Spektakel eingetroffen ist, näherte sich der
Bräutigam dem Hotel in einem richtigen Tross. Dabei ritt der Bräutigam selbst
auf einem weißen Pferd und wurde begleitet von seinen Freunden und Familienmitgliedern,
die wie wild vor dem Pferd zu den Tönen einer Marschkapelle getanzt haben. Am
Eingang angekommen wurde er dann von der Angehörigen der Braut in Empfang
genommen und nachdem verschiedene Begrüßungsrituale unter den Familien
abgehalten wurden, wurde der Saal betreten. Dort posierte das noch unvermählte
Paar noch einige Minuten für die Fotografen, bevor sie für eine Weile für ein
privates Fotoshooting verschwanden. Derweil wurde für die Gäste die erste Runde
Essen gereicht. Danach ging die tatsächliche Trauung los. Das Ganze war angeblich
streng durchgeplant, weil es nur an diesem Abend für 1 ½ Stunden eine besonders
günstige Sternenkonstellation gab, während der die Trauung ablaufen sollte. Die
Trauung selbst war eher langatmig und unverständlich, weil sie in Sanskrit
abgehalten wurde und kein Mensch verstanden hat, was der Priester da erzählte.
Im Prinzip wurden verschiedene Eheschwüre verlesen und abgelegt. Anders als bei
einer Trauung in Deutschland, ist es hier aber offenbar nicht so, dass
tatsächlich alle Gäste der Trauung beiwohnen (wahrscheinlich weil sie so dröge
ist). Der Großteil der Gäste war in der Tat eher damit beschäftigt sich zu
unterhalten oder weiter zu essen. Anders als bei uns üblich, gab es auch keine
richtige Sitzordnung. Es gab einen Saal, in dem die Trauung stattfand, der an einen
sehr schönen Gartenbereich angeschlossen war und dort standen vereinzelt Tische
und Stühle. Diese waren aber keinesfalls genug für alle, was aber auch
niemanden gestört hat, denn hier scheint es offensichtlich üblich zu sein im Stehen
zu essen (teils während man noch am Buffet ansteht). Der letzte Programmpunkt
nach der Trauung war das Gratulieren und die Geschenkübergabe. Da inzwischen
aber auch ca. 300-400 Gäste da waren, hat auch dies wieder entsprechend lange
gedauert. Das Brautpaar stand auf einem von Scheinwerfern umgebenen Podest, auf
welches die Gruppen der Gratulanten steigen konnten, um gleich noch mit dem
Brautpaar fotografiert zu werden. Ja, und das war es dann im Prinzip auch
schon. Die meisten Gäste sind bis 22-23:00 Uhr auch wieder nach Hause gefahren.
Wir sind allerdings noch etwas länger geblieben, um nach der Gratulations-Orgie
noch einmal ein paar Worte in Ruhe mit Mrinalini und Raunak zu wechseln –
schließlich sind wir alle von weit her angereist und wollten dann doch schon
wissen, wie es ihnen so geht. Die Hochzeit selbst, sowie das ganze drum herum
ist für das Brautpaar in Indien eher anstrengend, weil ständig irgendwelche
Verpflichtungen auf einen warten und das hat man den beiden auch angesehen.
Allerdings müssen wir auch erwähnen, dass es in Indien so viele verschiedene
Gruppen und Religionen gibt, dass generell nicht von der typisch indischen
Hochzeit gesprochen werden kann. Selbst einige der Inder, die bei der Feier
waren, kannten den Ablauf und die Bräuche nicht (wen es interessiert, es war
eine Panjab Hochzeit, da die Eltern der Braut Panjab sind). Der Vollständigkeit
halber muss auch erwähnt werden, dass auf der Hochzeit selbst kein Alkohol
ausgeschenkt wurde. Neben Tee, hatte man die Wahl zwischen Cola, Fanta, Sprite
und Wasser. Es muss auch erwähnt werden, dass es sich bei dieser Hochzeit um
eine freiwillige Hochzeit handelte, bei der sich die Partner, trotz
anfänglichem Widerstreben der Eltern, selber ausgewählt haben. Generell ist es
in Indien nicht unüblich (eher im Gegenteil), dass die Eltern nach irgendwelchen
sozialen oder religiösen Kriterien den entsprechenden Partner auswählen (teils
wohl sogar aus dem Internet).
Alles in allem war die
Hochzeit für uns eine ungewöhnliche, aber auf jeden Fall eine interessante
Erfahrung und wir hatten wirklich sehr viel Spaß (auch ohne Bier ;)).
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Auf der Hochzeit |
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Buffet im Garten |
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Der Bräutigam kommt auf seinem weißen Ross |
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Das Brautpaar |
Da auch die richtige
Hochzeit wieder relativ zeitig vorbei war, haben wir für den Tag danach eine
Stadttour gebucht, um auch noch etwas von Kalkutta selbst zu sehen. Unser australischer
Guide Martin hat uns dabei wieder durch die eher entlegenen Ecken der Stadt
geführt. Im Anschluss daran haben wir dann bei einer indischen Familie zuhause
noch einen Kochkurs gemacht. Dieser war zwar absolut nicht mit unseren
Erfahrungen aus Vietnam zu vergleichen, aber doch sehr interessant.
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Auf den Straßen von Kalkutta |
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Slum in Kalkutta |
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"Badezimmer" |
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Übliches Transportmittel |
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Ruhepause |
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Blumenmarkt |
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Unser Selbstgekochtes |
Am Abend nach dem Kurs
haben wir uns dann im Hotel noch einmal frisch gemacht und sind quasi über
Nacht von Kalkutta wieder nach Asien eingeflogen, und zwar nach Phnom Penh in
Kambodscha. Hier in Kambodscha werden wir nun bis zum 23.12. bleiben und dann
von Siem Reap aus nach Myanmar fliegen (sofern wir ein Visum bekommen). Somit
dauert es diesmal leider wieder etwas länger bis der nächste Bericht kommt
(nämlich bis Weihnachten), aber wir hoffen derweil, dass euch unser kleiner
Indien Exkurs so gut gefallen hat wie uns.
Wie gesagt, hatten wir
Indien erst nicht auf unserem Plan, sind aber im Nachhinein sehr froh, dass wir
zumindest eine Woche dort waren. Die Hochzeit war natürlich ein einmaliges
Erlebnis, aber auch unsere Tour in Delhi, das Taj Mahal und die Safaris waren
mega beeindruckend. Wir müssen aber auch zugeben, dass wir nicht ganz
unglücklich sind nun wieder in Asien zu sein. So vielfältig und faszinierend
Indien auch ist, so anstrengend ist es auch das Land zu bereisen. Das, was wir
vom Land gesehen haben, war nicht nur extrem hektisch (wer das Hupen in Asien
nervig findet, sollte nie nach Indien gehen), sondern auch super dreckig. Von
den „Aushilfstoiletten“ hatten wir ja bereits berichtet und diese führten natürlich
unweigerlich dazu, dass es fast überall gestunken hat und man kaum einen Fuß
vor den anderen setzten konnte. Der deutsche Musiker Peter Fox besingt in
seinem Lied „Schwarz zu Blau“ die Stadt Berlin mit den Worten „überall liegt
Scheiße, man muss eigentlich schweben“ – dazu können wir nur sagen, dass der
gute Herr Fox wohl noch nie in Indien gewesen ist. Die Ursache dafür, dass es
so dreckig ist, liegt sicherlich auch darin, dass es in Indien noch unglaublich
viel Armut gibt. Wir waren mehr als einmal erschrocken wie viele Obdachlose und
behinderte Menschen überall versuchen sich ein paar Cent zu erbetteln und wir
würden lügen, wenn wir behaupten würden, dass uns dieser Anblick nicht belastet
hat. Vielleicht ist das nicht die beste Ausdrucksweise, aber uns hat vor allem
schockiert wie „leicht“ es ist wirkliche Armut und in gewisser Weise auch Hoffnungslosigkeit
zu sehen, weil sie nicht auf bestimmte Gebiete beschränkt ist, sondern überall
zu sehen ist. Dies vermittelt unwiederbringlich den Eindruck, dass es noch viel
mehr Elend in großen Teilen der übrigen Welt geben muss. Dabei ist die Schere
zwischen arm und reich gefühlt unendlich groß (neben dem 5-Sterne Hotel sitzt
der Bettler, dem drei von vier Gliedmaßen fehlen), denn es gibt durchaus auch
sehr viele (neu-) reiche Inder. Bei dieser Oberschicht ist uns aufgefallen,
dass eher wenig Wert auf die Persönlichkeit, dafür aber viel Wert auf die
soziale/berufliche Stellung gelegt wird. Wenn man sich beispielsweise miteinander
bekannt macht, wird einem spätestens
im dritten Satz auf die Nase gebunden, was man für einen tollen Job hab, wen
berühmtes man schon getroffen hat oder zur Not, dass der Sohn in Stanford
studiert (selbstverständlich ohne nachzufragen). Des Weiteren fällt auf, dass
hier in Indien die Geschlechterrollen doch noch ziemlich klar verteilt sind –
der Mann ist der Macker und die Frau ist das hübsche Beiwerk. Wir hatten
tatsächlich einige Gespräche während der Hochzeit mit Paaren, bei denen zwar
beide gesprochen haben, aber weder die Frau sich vorgestellt hat noch der Mann
sich Laura vorgestellt hat und schon gar nicht mit Handschlag. Bitte versteht
uns jetzt an dieser Stelle nicht falsch, es sind natürlich keineswegs alle
Inder genau so, allerdings sind uns die oben beschriebenen Verhalten schon häufiger
begegnet.
So, und wer jetzt denkt
wir hätten vergessen es zu erwähnen, täuscht sich, denn wir würden niemals ein
Fazit von einem Land beenden, ohne uns über das Essen auszulassen. Als
Vorinformation muss gesagt werden, dass wir bereits in Deutschland nicht die
größten Fans von indischem Essen waren. Hört hört. ;-) Wir fanden es zwar nicht
schlecht, haben es aber eigentlich auch nie wahlweise gegessen. Dahingehend
waren wir etwas skeptisch, was unseren Indienaufenthalt anging. Dennoch wurden
wir positiv überrascht und vor allem die Fülle an gutem vegetarischen Essen hat
uns sehr zugesagt. Somit haben wir also fast immer gut gegessen, aber die
indische Küche ist und bleibt einfach nicht unser kulinarischer Favorit, sodass
wir nun auch ganz froh sind, nach einer Woche wieder nach Asien zu dürfen.
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Indische Paneergerichte |
Und damit wünschen wir
euch allen nun eine schöne Vorweihnachtszeit – genießt die Weihnachtsmärkte und
trinkt den einen oder anderen Glühwein für uns mit. Ihr könnt euch gar nicht
vorstellen, wie sehr wir dieses Weihnachtsfeeling vermissen...