Montag, 6. Januar 2014

Myanmar


Mit einem weinenden und einem lachenden Auge haben wir kurz vor Weihnachten Kambodscha hinter uns gelassen. Ein Weinendes, weil es uns dort sehr gut gefallen hat, aber auch ein Lachendes, weil wir nun im Begriff waren mit Myanmar sozusagen „touristisches Neuland“ zu betreten. Leider sollte unser Start hier jedoch etwas holprig werden, da wir uns am letzten Tag in Kambodscha noch eine Lebensmittelvergiftung zugezogen haben, die vor allem Laura in den ersten Tagen noch ganz schön zugesetzt hat. Somit waren wir froh, als unser Flieger in der ehemaligen Hauptstadt Yangon gegen Nachmittag gelandet ist (von Siem Reap über Bangkok).

Yangon – 23.12. bis 26.12.2013

Nach erstaunlich unkompliziertem Einreiseprozedere haben wir uns an einem Pre-Paid Taxi-Stand ein Taxi besorgt. Diese Taxistände haben wir in der Vergangenheit bereits zu schätzen gelernt, denn hier bezahlt man vielleicht ein wenig mehr, als mit hartem Verhandeln auf der Straße, aber man wird nicht übers Ohr gehauen und kommt immer dort an, wo man hin möchte. Per Taxi sind wir also zu unserem Gästehaus gefahren (Chan Myae Guesthouse), welches wir nach etwas mühsamer Internetrecherche gefunden und telefonisch (!) reserviert hatten. Von unserer Reise waren wir es bisher immer gewohnt Zimmer und ähnliches vorab bequem über das Internet zu reservieren (z.B. www.hostelbookers.com), dies sollte hier leider in Myanmar nicht so einfach sein, da man bei den meisten bezahlbaren Unterkünften nicht online oder per Mail buchen konnte, sondern anrufen oder vorstellig werden musste. „Bezahlbar“ ist auch ein weiteres gutes Stichwort, denn die Unterkünfte hier sind alle wahnsinnig teuer. Demnach haben wir in Yangon beispielsweise 25 USD für ein Zimmer bezahlt, das in Laos maximal 7 USD gekostet hätte. Das Zimmer war zwar ein wenig muffig, aber dafür mit Klimaanlage, warmen Wasser, einem bequemen Bett und WiFi (wenn auch unglaublich langsam) ausgestattet und den restlichen Unterkünften, die wir im Internet gesehen hatten, im Preis-Leistungs-Verhältnis ganz weit voraus.

Zimmer in Yangon
Ausblick in den "Hinterhof"
Da wir noch etwas geschlaucht in Yangon angekommen sind, haben wir den Nachmittag zum regenerieren genutzt. Für den Abend hatten wir im Vorfeld bereits eine Myanmar Food-Tour gebucht (http://yangonfoodtours.wordpress.com). Leider fühlte sich Laura noch nicht in der Stimmung ein kulinarisches Abenteuer zu begehen, sodass Benni alleine los musste/durfte. Die Tour war wirklich unterhaltsam und interessant und, besonders für den ersten Tag, ein guter kulinarischer Start im neuen Land. Wir waren in zwei verschiedenen Restaurants/Straßenständen essen (Kachin Kitchen, Dollar) und haben dort jeweils zwei verschiedene Gerichte probiert, wobei es einige wirklich interessante Gerichte gab. Vor allem der Green Tea Salad hat begeistert, da uns nicht bekannt war, dass man aus Tee auch noch etwas anderes machen kann, außer ihn zu trinken. Insgesamt war es ein wirklich leckerer und lohnenswerter Abend.

Schwein (links) und Rind (rechts)
Grüner Tee Salat
An Heiligabend ging es Laura dann schon wieder etwas besser, sodass wir aufgebrochen sind, um die Stadt zu Fuß zu erkunden. Vielen Vierteln hat man tatsächlich noch die verschiedenen kulturellen Einflüsse angesehen, denen sie ihre Bezeichnung ursprünglich zu verdanken haben. Überhaupt hatten wir den Eindruck, dass man den Myanmaren (offizielle Bezeichnung der Einwohner Myanmars) optisch und kulturell den Einfluss vor allem aus (Ost-) Indien und (Süd-) China deutlich angesehen hat.
Vielleicht lag es daran, dass Heiligabend war, aber es war insgesamt sehr wuselig mit vielen kleinen Ständen an den Straßenrändern. Auffällig fanden wir auch, dass es (anders als beispielsweise in Indien) trotzdem sehr sauber auf den Straßen war und das Essen an den Ständen immer gut ausgesehen hat. Interessant waren die vielen Straßenstände mit gebrauchten Büchern, die wir gesehen haben – offensichtlich sind die Myanmaren ein sehr lesefreudiges Völkchen.
Im Anschluss an unseren Stadtrundgang waren wir dann noch auf einem großen Markt, dem Bogyoke Aung San Markt. Dort haben wir nicht nur die vielen Stoffe und den Schmuck bestaunt (Myanmar scheint viele Edelsteinvorkommen zu haben), sondern Benni auch noch gleich in der für Männer üblichen Landestracht – dem Longyi – eingekleidet. Hier in Myanmar ist dieses Kleidungsstück tatsächlich noch nicht von der normalen Hose ersetzt worden und man sieht viele Männer aller sozialen Schichten damit rumlaufen. Da es offensichtlich nicht so viele Touristen gibt, die sich ebenfalls mit einem solchen Rock kleiden, hat Benni für sein Beinkleid oft nette Kommentare und Handzeichen als Lob bekommen. Vielleicht deshalb und weil er so schön leicht umzubinden ist, mutierte der Longyi zu Benni’s Lieblingsklamotte für unsere zwei Wochen in Myanmar. ;)

Yangon 
"Telefonzelle"
Buchbasar
Longyi 
Den heiligen Abend selbst haben wir dann an dem wohl beeindruckendsten buddhistischen Tempel der Welt verbracht – der Shwedagon Pagoda. Die Pagode hatten wir bereits häufiger aus der Ferne gesehen (ist auch eher schwer zu übersehen), doch heute Abend wollten wir ganz nah ran. So sind wir gegen späten Nachmittag hochgefahren, um sie noch im besten Licht zu sehen und sind dann dort bis nach Sonnenuntergang geblieben. Da sie nachts beleuchtet wird, bietet sie auch im dunkeln noch einen beeindruckendes Bild. Während man dort dann so auf den Sonnenuntergang wartet, kann man gut die Einheimischen und buddhistischen Touristen beobachten, für die der Besuch dieser Pagode nicht nur ein optisches, sondern auch ein spirituelles Highlight ist und die dort ihre Gebete und Rituale vollführen.
Statt Raclette (Jägers) bzw. Lachs mit Sahnemeerrettich (Wilhelms) gab es dann bei uns zum Abendessen in einer kleinen Klitsche eine Portion Shan-Noodle-Soup, die zwar nicht mit den zuvor genannten Weihnachtsessen mithalten kann, aber dennoch sehr lecker war. Abgerundet wurde der Abend durch lang ersehnte Telefonate mit unseren Familien zuhause.
Wie ihr seht, hatten wir einen doch sehr untypischen Heiligabend – sehr interessant und beeindruckend und gleichzeitig wahrscheinlich der ungewöhnlichste, den wir je erleben werden.

Shwedagon bei Tag
Shwedagon bei Nacht
Weihnachtsessen...
Für den ersten Weihnachtsfeiertag hatten wir einen Tagesausflug zum Kyaiktiyo Felsen (aka Golden Rock) geplant – eine berühmte buddhistische Pilgerstätte. Eigentlich macht man diese Tour nicht unbedingt als Tagesausflug (4 Stunden Fahrt von Yangon), sondern fährt mit dem Bus hin, verbringt eine Nacht in der Nähe des Golden Rock und fährt am nächsten Tag wieder zurück. Da die Hotels am Felsen zu diesem Zeitpunkt jedoch so ausgebucht und überteuert waren, haben wir uns entschieden für nur ein wenig mehr Geld mit einem Taxi hin und zurück zu fahren (150 USD). Somit mussten wir unser Gepäck nicht mitschleifen, waren in keinen Bus eingequetscht und konnten uns die Zeit frei einteilen.
Um 6:00 Uhr morgens ging es schon los, sodass wir bis kurz nach 10:00 Uhr am Fuß des Berges, auf dem der Golden Rock steht, angekommen sind. Ab hier kann man hoch wandern (ca. 6 Stunden) oder, so wie wir, mit großen Trucks in etwa 45 Minuten hoch fahren. Auf der Hinfahrt hatten wir noch Glück und konnten uns einen der wenigen bequemeren Plätze in der Fahrerkabine sichern. Oben angekommen, schlendert man den Rest des Berges noch an Souvenirständen vorbei und hinauf zum Golden Rock selbst. Unserer Meinung nach reichen ein paar Stunden am Rock komplett aus - den Fels schaut man sich an und fotografiert ihn. Danach chillt man sich irgendwo hin und beobachtet das Treiben der Einheimischen. Da dies für Buddhisten eine bekannte Pilgerstätte ist, sieht man wie ganze Familien mit Sack und Pack anreisen und auf dem Vorplatz der Pagode ihre „Zelte“ aufschlagen. Das Ganze hat dann fast schon Festivalcharakter - nur bunter, ohne Alkohol und dort, wo sonst die Band auftritt, steht einfach nur ein großer goldener Fels.
Auf dem Weg runter vom Berg hatten wir leider nicht so viel Glück und mussten – wie alle anderen auch – auf der Ladefläche des Trucks mitfahren. Auf kleinen Bänken, die auf der Ladefläche montiert waren, saßen wir zwischen mehr als 80 Einheimischen. Es war zwar ruckelig, aber auch ohne Sicherheitsgurte absolut sicher, da man so eng saß, dass man eh nicht hätte hinausfallen können. Klingt jetzt anstrengender als es war, in jedem Fall war es ein lustiges und interessantes Erlebnis.

Auf dem Weg zum Golden Rock
Zeltlager
Golden Rock
Eine kleine Anmerkung noch: In vielen Reiseforen wird heftig diskutiert, ob der Golden Rock die Reise überhaupt wert ist. Wenn man ganz ehrlich ist, gibt es dort oben nur relativ wenig zu sehen, denn am Ende des Tages ist es einfach nur ein großer goldener Stein mit einer Spitze drauf (der in Wirklichkeit auch noch viel kleiner ist, als er auf Bildern wirkt). Dafür ist die Anreise sehr zeit- und geldaufwendig, wenn man sich nicht gerade auf der Durchreise in den Süden befindet. Dennoch sind wir froh, dass wir uns dafür entschieden haben und bereuen es keinesfalls. Der Stein ist zwar nicht so beeindruckend wie die chinesische Mauer oder das Taj Mahal, aber doch schön anzusehen. Viel interessanter ist jedoch, dass man merkt wie wichtig es den Pilgern ist. Man muss sich einfach mal ein wenig Zeit nehmen und das Gewusel drum herum auf sich wirken lassen – so hat es sich jedenfalls für uns gelohnt.

Zum Abendessen gab es dann – statt Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen – Pizza. Die war aber eigentlich auch ganz lecker und vor allem sehr bekömmlich für unsere gebeutelten Mägen.

Unseren letzten Tag in Yangon haben wir mit packen, relaxen und dem Blogeintrag für Kambodscha verbracht (wenn ihr den verfolgt habt, wisst ihr, dass wir dort etwas in Verzug waren...). Abends ging es dann mit dem Nachtbus (18 USD pro Person) weiter nach Kalaw. Hier wollten wir nach unserer Ankunft direkt mit einer zweitägigen Wanderung zum Inle See beginnen. Zu unserer positiven Überraschung stellte sich unser Bus als der komfortabelste Bus heraus, mit dem wir bisher gereist sind. Er hatte bequeme Sitze (fast Betten) inklusive Decken und Kissen und es wurde Wasser, Sprite und Gebäck gereicht – was für ein schönes Weihnachtsgeschenk! Im Bus haben wir auch noch Ulla aus München kennengelernt, die mit uns die nächsten Tage unterwegs sein sollte.

Bloggen in der Rezeption
Kalaw and Lake Inle – 27.12. bis 29.12.2013

Bei unserer Ankunft morgens um 7:00 Uhr in Kalaw wurden wir bereits von unserem Guide Pho Khwa erwartet. Dieser hat uns dann in das Büro unseres Touranbieters gebracht, bei dem wir die Wanderung gebucht hatten (http://a1trekking.blogspot.com). Dort konnten wir unsere Sachen für die Zweitagestour umpacken und uns fertig machen. Beim packen hat Benni dann festgestellt, dass er seinen Kindle im Bus hat liegen lassen. Pho Khwa ist daraufhin ohne viel Federlesens auf seinen Roller gesprungen und dem Bus hinterher gejagt. Dazu muss man sagen, dass es wirklich kalt war (maximal 10° C) und der arme Kerl schon dreieinhalb Stunden in der Kälte auf uns gewartet hatte, weil der Bus natürlich wieder Verspätung hatte. Als er dann 30 Minuten später mit dem Kindle in der Hand wieder auftauchte, waren wir schon vor der Tour vollends von ihm begeistert und wahnsinnig dankbar.
Nach der ganzen Aufregung konnte es nun endlich los gehen und so haben wir uns zusammen mit Ulla und geführt von Pho Khwa auf den Weg zum Inle See begeben. Die Wanderung selbst war relativ entspannt in einer wirklich schönen Umgebung. Bei herrlichem Wetter (sonnig, aber nicht zu heiß) sind wir etwa 20 km gelaufen. Mittagessen gab es bei einer Familie in einem kleinen Örtchen (das offensichtlich hauptsächlich von Chillis lebt...) und geschlafen haben wir in einem Homestay in einem ebenso kleinen Örtchen. Die Verhältnisse dort waren einfach (kaltes Wasser aus der Tonne zum Waschen, schlafen auf Bambusmatten auf dem Boden etc.), aber dennoch wirklich sehr angenehm und sauber. Auch das Essen, das uns dort gezaubert wurde, war gut und reichlich. Am nächsten Tag ging es wieder früh los, sodass wir nach weiteren 16 km gegen Mittag unser Ziel – den Inle See - erreicht haben. Dort haben wir in einem Restaurant zu Mittag gegessen und mussten uns auch schon wieder von unserem Guide verabschieden. Pho Khwa hat, abgesehen von der Kindle Rückholaktion, seine Sache auch sonst wirklich außerordentlich gut gemacht. Er hat uns gut und reichlich mit Essen, Getränken und Wissen versorgt. Wir können ihn und A1 Trekking wirklich uneingeschränkt weiterempfehlen.

Wandern I
Wandern II
Weberin im Dorf
Mittagessen
Pause
Am Morgen
Ochskarren I
Ochskarren II
Wandern III
Da wir noch den ganzen Nachmittag vor uns hatten, haben wir uns entschieden noch eine Bootstour über den See zu machen. Diese werden von den einheimischen Bootsfahrern überall als Sightseeing-Touren angeboten, sind aber in Wirklichkeit eher Verkaufstouren. Nacheinander fährt man – zusammen mit vielen anderen Touristen – einen Lampenshop an, eine Silberschmiede, eine Weberei, eine Zigarettenrollfabrik und eine Bootsschmiede, bei denen man natürlich auch immer etwas kaufen kann. Das Ganze war allerdings gar nicht so schlimm wie es klingt, denn die Geschäfte sind (a) so aufgebaut, dass man tatsächlich noch sieht, wie die Produkte gemacht werden, (b) die Menschen noch nicht so auf Touris fixiert sind, sodass es nervt und (c) fährt man dadurch über den gesamten See und sieht dabei, quasi en route, unglaublich viel vom eigentlichen Leben auf dem See. Somit war diese Tour wirklich super spannend und interessant. Am Ende des Trips hat uns der Bootsfahrer nach Nyang Shwe gefahren, wo wir in unser Hotel (Lady Princess) eingecheckt haben. Das Hotel liegt zwar etwas außerhalb des Ortes, ist dafür aber wirklich sehr nett eingerichtet, mit bequemen Betten und mit 25 USD die Nacht auch eher günstig für die Verhältnisse in diesem Land. Internet gab es leider nicht – das gab es insgesamt nur wenig und unzuverlässig in Nyang Shwe.

Los geht die Bootstour
Im Dorf I
Im Dorf II
Weberin
Zigarrenmanufaktur
Gemüsegarten
Fischer
Nyang Shwe ist ein relativ kleines und verträumtes Örtchen im Norden des Inle Sees, das, bis auf das langsame Internet, schon relativ stark auf Touristen ausgelegt ist (vor allem was Restaurants und Reisebüros angeht). In der unmittelbaren Umgebung gibt es neben dem See verschiedene Pagoden und Klöster, sowie einige gute Wandermöglichkeiten. Überhaupt scheint uns, als sei Myanmar ein tolles Land zum Wandern, da es hier neben den Trekkingmöglichkeiten um den Inle See noch weitere schöne Gebiete geben soll (z.B. Hispaw weiter im Norden). Nachdem wir am Ankunftstag den See bereits erkundet hatten, haben wir uns an unserem zweiten Tag entschieden zusammen mit Ulla die Umgebung mit dem Fahrrad abzufahren. Dabei haben wir westlich von Nyang Shwe eine „Badeanstalt“ an heißen Quellen gefunden, wo man für 10 USD im Pool relaxen konnte – was eine sehr angenehme Abwechslung war!

Radtour
Heiße Quellen
Ulla ist noch am selben Abend mit dem Nachtbus Richtung Mandalay aufgebrochen, während wir eine weitere Nacht geblieben sind. Beim Abendessen in dem netten kleinen Restaurant Gardenia bei uns um die Ecke, haben wir noch einen Mönch kennengelernt, mit dem wir uns etwas unterhalten haben. Dabei hat er sein Englisch geübt und wir haben etwas über den Tagesablauf eines Mönches erfahren. Wenn man mal davon absieht, dass Mönche in eher bescheidenen Verhältnissen leben, so haben sie trotzdem einen relativ entspannten „Arbeitstag“, der hauptsächlich mit dem Studium oder der Lehre gefüllt ist, allerdings, wie uns scheint, ohne irgendwelchen externen Erfolgsdruck.

Bagan – 30.12.2013 bis 02.01.2014

Am nächsten morgen ging es nun aber auch für uns weiter und zwar mit dem Bus nach Bagan. Leider war dies jedoch wieder ein Einheimischen-Bus (eng, laut und langsam), sodass die Fahrt etwas anstrengend war. Hinzu kam auch, dass sich diesmal Benni am Vorabend etwas eingefangen haben muss (wir glauben, dass es der Avocadosaft war...) was natürlich bei einer 10-stündigen Busfahrt besonders schön ist. Daher könnt ihr euch sicherlich vorstellen, dass wir heil froh waren, als wir gegen späten Nachmittag endlich in Bagan ankamen. Während der Busfahrt haben wir noch Jane und Nick aus Boston (USA) kennengelernt und mit den beiden haben wir uns in Bagan auf Hotelsuche begeben. Da zu der Zeit Ferien in Myanmar waren und da es ohnehin nur relativ wenige Hotels gibt, stellte sich dies als gar nicht so einfach heraus. Letztendlich haben wir dann im „New Wave“ noch zwei Zimmer gefunden. Diese waren zwar wirklich sehr nett (warmes Wasser, bequemes Bett und WiFi – wenn auch recht langsam), aber dafür mit 50 USD die Nacht auch extrem teuer. Wir sind uns jetzt schon fast sicher, dass dies mit Abstand die teuersten Nächte der gesamten Reise werden.

Das wohl teuerste Zimmer der Reise...
Ursprünglich wollten wir am nächsten Tag (Silvester) damit beginnen die Tempelebene von Bagan zu erkunden, allerdings haben wir uns entschieden einen Tag im Bett zu verbringen. Benni ging es zwar am nächsten Tag schon wieder recht gut, aber wir wollten nichts riskieren und da wir endlich mal wieder Internet hatten und noch einiges organisieren mussten, kam uns der Ruhetag ganz gelegen. Somit haben wir auch das wohl langweiligste Silvester überhaupt verbracht: Nach dem ganzen Tag im Bett, waren wir zwar abends noch mit Jane und Nick nett essen (Black Bamboo Restaurant), haben dann aber doch schon deutlich vor zwölf wieder im Bett gelegen und quasi reingeschlafen. Manchmal haben wir tatsächlich das Gefühl alt zu werden... Hoffentlich setzt sich das nicht so schnell fort. ;)

Zu unserer Verteidigung muss jedoch auch aufgeführt werden, dass wir für Neujahr ein weiteres absolutes Highlight geplant hatten – nämlich eine Ballonfahrt über die Tempelebene zum Sonnenaufgang. Diese hat dann für alles andere entschädigt und war ein mehr als würdiger Start in das neue Jahr! . :-)

Auf geht die Ballonfahrt 
Tempel von oben I
Tempel von oben II
Tempel von oben III
Tempel von oben IV
Prosit Neujahr
Nach der Ballonfahrt haben wir dann auch auf der Erde begonnen die Tempel zu erkunden. Insgesamt hatten wir zwei Tage eingeplant, an denen wir zusammen mit den beiden Amerikanern über die Tempelebene gefahren sind und die verschiedenen Tempel angeschaut haben. Dabei ist es natürlich unmöglich alle Tempel zu sehen, denn es gibt wohl mehr als 3000. Für uns war es besonders interessant die Tempel hier in Bagan mit den zuvor besichtigten in Angkor zu vergleichen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Tempel zu besichtigen - wir haben uns entschieden einen Tag mit dem Pferdekarren (25 USD pro Karren) und einen mit dem Auto (50 USD pro Auto) unterwegs zu sein (andere Möglichkeiten sind auf eigene Faust zu Fuß, mit dem E-Bike oder dem Fahrrad). Während wir an Neujahr die Tempel in Old Bagan mit dem Pferdekarren besichtigt haben, sind wir am darauffolgenden Tag mit dem Auto einige Tempel angefahren, die etwas „weiter“ weg in der Tempelebene liegen (Zentral- und Nordebene). Die Tour haben wir im Vorfeld bei Minthu gebucht (www.horsecartbagan.com), der am zweiten Tag mit dem Auto selbst unser Guide war und uns wirklich viele tolle Orte gezeigt und mit Informationen versorgt hat.
Anders als Angkor, sind hier in Bagan nicht die einzelnen Tempel das Besondere, sondern einfach die schiere Masse an Tempeln. Von einem erhöhten Punkt aus sieht das ganze unglaublich beeindruckend aus, weil wirklich überall Tempelruinen sind soweit das Auge reicht. Kommt man den Tempeln dagegen zu nahe, wird man leider oft enttäuscht, weil sie nicht annähernd so detailreich sind, wie die in Angkor und teilweise auch wirklich erbärmlich restauriert wurden. Obwohl „restauriert“ hier wohl der absolut falsche Begriff ist, denn die Militärdiktatur in Myanmar hat sich lange dagegen verschlossen ausländische Experten ins Land zu lassen und hat die Arbeiten so schlicht selbst übernommen und dabei das Hauptaugenmerk auf die RENOVIERUNG gelegt – sprich die Tempel sollten nicht wieder hergestellt werden, wie sie einmal waren, sondern so, dass man sie wieder als Tempel benutzen konnte. Dabei wurden dann teilweise alte Wandmalereien einfach weiß übergepinselt oder neu verputzt. Dass sich das Land dabei den Unmut der UNESCO zugezogen hat, ist demnach verständlich. Uns wurde jedoch gesagt, dass mit der Öffnung des Landes auch wieder die UNESCO zur RESTAURIERUNG mit hinzugezogen werden soll. Erschwerend kommt noch hinzu, dass es hier in den letzten Jahrzehnten einige größere Erdbeben gab, die ganze Tempel teilweise dem Erdboden gleich gemacht haben. Insgesamt leider also eine eher unglückliche Situation. Wenn wir uns entscheiden müssten, würden wir immer Angkor bevorzugen, denn was sind schon ein paar schöne Panoramas im Vergleich zu der Masse an Detail in Angkor. Dennoch würden wir jedem empfehlen sich diese Meinung selber zu bilden und sich natürlich beides anzuschauen. ;)

Mit dem Pferdkarren die Tempel erkunden
Winido Gruppe I
Ananda Phato
Erfolgreiche Renovierung...
Shwezigon Pagoda
Tempelebene von Bagan
Winido Gruppe II
Intakte Wandmalerei
Sulamani Phato
Sonnenuntergang I
Sonnenuntergang II
Mittagessen mit Jane und Nick
Nach der zweiten Tour über die Tempelebene, haben wir abends noch mit Jane & Nick gegessen und sind danach mit dem Nachtbus weiter nach Mandalay gefahren. Bei dem Bus handelte es sich wieder um einen engen Einheimischen-Bus, jedoch waren wir dieses Mal zum Glück beide fit und so war die Fahrt schon gleich nicht mehr ganz so schlimm (auch wenn man bei gefühlten 0.5 cm Beinfreiheit natürlich nicht zum Schlafen kommt).


Mandalay – 03.01. bis 05.01.2014

Deutlich früher als erwartet sind wir in Mandalay angekommen und konnten um 3:30 Uhr in der Nacht sogar schon in unser Gästehaus einchecken. In Mandalay sind wir auf Ullas Empfehlung hin im Yoe Yoe Lay Guesthouse (25 USD pro Nacht) unter gekommen und sind wirklich sehr zufrieden. Es liegt zwar nicht besonders zentral (obwohl Mandalay eine Stadt ist, in der irgendwie nichts zentral zu sein scheint), aber das Frühstück ist endlich mal gut (ihr glaubt nicht, wie viel man bei Toast mit Ei falsch machen kann...), die Betten sind bequem und die Leute super super freundlich! So haben sie uns beispielsweise geholfen für die nächsten zwei Tage eine Tour in Mandalay zu organisieren...

Rosa Himmelbett
Gästehaus von außen
Nach unserer frühen Ankunft, haben wir erst noch ein paar Stunden geschlafen und sind dann gegen Mittag mit unserem Fahrer aufgebrochen, um die Stadt zu erkunden. Dabei haben wir verschiedene Pagoden und Klöster angeschaut und sind zum Sonnenuntergang auf den Mandalay Hill gefahren, von wo aus wir einen tollen Blick über die Stadt hatten. Abends waren wir endlich mal wieder original Myanmar essen im Aye Myit Tar.

Kloster aus Teakholz I 
Kloster aus Teakholz II
Größtes Buch der Welt I
Größtes Buch der Welt II 
Sonnenuntergang am Mandalay Hill
Abendessen
Am nächsten Tag haben wir uns einige der alten Stadtteile von Mandalay angesehen, z.B. den Sagaing Hill und Amarapura. Besonders gut hat es uns in Innwa (AVA) gefallen. Hier sind wir mit einer Pferdekutsche knapp zwei Stunden durch die Gegend gefahren (sehr schöne Landschaft) und haben uns wieder verschiedene Tempel angeschaut. Danach waren wir im Ave Maria Restaurant etwas zu Mittag essen. Das Restaurant kocht ganz anständig und liegt wirklich super schön direkt am Irrawaddy Fluss – vom Set Up her das mit Abstand schönste Restaurant, was wir in ganz Myanmar gesehen haben. Zum Sonnenuntergang sind wir zur berühmten U Bein Brücke gefahren (die längste Teak-Holzbrücke der Welt).

Goldpapiermanufaktur I
Goldpapiermanufaktur II
Hier werden die Goldblättchen dann an den Buddha gerieben...
Mönche
Tour mit der Pferdekutsche in Innwa
Innwa
Sonnenuntergang an der U Bein Brücke I
Sonnenuntergang an der U Bein Brücke II
Unseren letzten vollen Tag haben wir fast ausschließlich im Gästehaus verbracht. Wir brauchten noch etwas Zeit, um uns für die kommende Zeit in Thailand vorzubereiten und um diesen Eintrag fertig zu stellen. Gegen Nachmittag sind wir noch einmal losgelaufen und haben uns die Umgebung unseres Gästehauses etwas angeschaut und Essen mussten wir natürlich auch noch mal – wie ihr seht, ein ruhiger Tag zum entspannen. Am Morgen darauf (06.01.) sind wir morgens mit dem Taxi zum Flughafen gefahren und haben in unseren Flieger nach Bangkok eingecheckt.

Nach zwei Wochen in Myanmar, in denen wir wieder einmal viel erlebt haben, ist es nun an der Zeit erneut Abschied zu nehmen und ein Fazit zu ziehen. Wie so oft müssen wir die Freundlichkeit der Einheimischen hervorheben, jedoch hier noch ein mal ganz besonders, denn die Myanmaren sind mit Abstand das freundlichste Volk, dem wir je begegnet sind. Immer ein Lächeln auf den Lippen und hilfsbereit (wenn auch nicht immer in der Lage...). Wir sind ursprünglich hier nach Myanmar gekommen, weil wir erwartet hatten, dass es noch nicht ganz so touristisch ist, wie im Rest Asiens. Dies haben wir zum einen gefunden, zum anderen aber auch nicht. Wie man dem Bericht sicherlich angemerkt hat, ist die gesamte touristische Infrastruktur hier noch nicht so ausgebaut (Stichwort Online-Buchungen etc.). Dies macht das Reisen zwar anders und spannend, jedoch auch anstrengender. Wir haben außerdem das Gefühl, dass die Einheimischen noch nicht so „verbraucht“ sind – sie sind nicht angenervt von den Touris und noch längst nicht so verdorben von dem Geld, welches diese ins Land bringen. Obwohl das Land touristisch noch nicht voll erschlossen ist, haben wir dennoch nicht den Eindruck gehabt weniger Touristen zu sehen als z.B. in Laos (aber auch in Teilen von Kambodscha). Dies liegt sicherlich daran, dass unsere Route eins zu eins die selbe ist, die fast jeder Tourist, der nur für 2 Wochen im Land ist, auch macht. Es gibt sicherlich noch viele Gebiete (vor allem im Norden und Süden), die noch fast unberührt sind. Wir haben uns jedoch bewusst dafür entschieden die touristischen Highlights zu bereisen, da wir mit 15 Tagen nur begrenzt Zeit hatten und die unentdeckten Gebiete deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen hätten. Was noch auffällt ist, dass das Klientel an Touristen ein ganz anderes ist, als in den zuvor bereisten Ländern. Klar, das Land ist nicht ganz einfach zu bereisen und sehr teuer und somit bleiben die typischen Rucksacktouristen aus. Stattdessen sieht man fast ausschließlich Reisegruppen in etwas „gesetzterem“ Alter (sehr viele Deutsche!), die sich von ihrem Guide für wirklich viel Geld durch das ganze Land kutschieren lassen. Etwas, dass im Vergleich mit Südostasien auch noch fehlt, sind die typischen Charity Organisationen, Ökotouren oder auf Touristen ausgerichtete Restaurants mit „guter“ einheimischer Küche (siehe z.B. Tree-Alliance in Kambodscha). Hier merkt man einfach, dass das Land noch nicht so weit ist, aber wir sind uns sicher, dass dies irgendwann einmal alles kommen wird.
Was die Verständigung angeht, viele Einheimische sprechen Englisch (wenn auch nicht herausragend gut) und wir haben auch einige getroffen, die etwas Deutsch können. Interessant dabei ist, dass die Myanmaren im Deutschen, anders als von Asiaten gewohnt, eine wirklich sehr gute Aussprache haben (vielleicht liegen die beiden Sprachen ja phonetisch nah beisammen...).
Wer dieses Land bereisen möchte, sollte auch darauf vorbereitet sein viele, viele und noch mehr Tempel und Pagoden zu sehen. Diese glänzen zwar wirklich schön golden, aber ganz ehrlich – nach der gefühlt zweihundertsten sehen die auch alle gleich aus...
Was das Essen angeht, hatte Myanmar einen denkbar schlechten Stand bei uns, weil wir wie beschrieben mit Lebensmittelvergiftung eingereist sind und fast bis zum Schluss immer wieder abwechselnd Probleme hatten. Das man in solchen Situationen dann doch lieber die Pizza oder die Spaghetti Carbonara isst (und seien sie noch so schlecht), ist dann auch verständlich. Dennoch sind wir der Meinung, dass wir viele verschiedene Gelegenheiten wahrgenommen haben die landestypische Küche kennenzulernen. Das Essen war immer und überall sehr ordentlich gemacht und appetitlich hergerichtet, jedoch auch sehr fettig und oftmals scharf. Wir hatten eigentlich nie etwas, was wir wirklich richtig ekelig fanden und nicht essen konnten, aber wir hatten leider auch nie etwas, was uns absolut vom Hocker gerissen hätte – kurz gesagt, sehr ordentliches Essen, aber es kommt für uns nicht an Vietnam ran (mit China immer noch unser Essens-Liebling auf der Reise).
Auch wenn das jetzt vielleicht etwas anders klingt, hatten wir – gegeben den gesundheitlichen Einschränkungen – wirklich eine wahnsinnig gute Zeit hier und wir könnten uns vorstellen in einigen Jahren noch einmal wieder zu kommen (schon allein deshalb, um zu sehen wie sich alles entwickelt hat). Die Freundlichkeit der Menschen und die atemberaubende Landschaft (z.B. um Kalaw) hat es uns wirklich sehr angetan und auch, wenn wir viele „Weiße“ unterwegs gesehen haben, durften wir ein Land kennenlernen, in dem der Tourismus noch in den Kinderschuhen steckt. Dies hat uns zum einen viele interessante Eindrücke geliefert, hat uns allerdings auch gezeigt wie sehr wir in den letzten Monaten die vorhandene „touristische Infrastruktur“ in den anderen Ländern genossen haben. Angefangen von Onlinebuchungssystemen, über Kochkurse und verschiedene Touren, bis hin zu guten Restaurants mit traditionellem Essen – denn dies sind durchweg alles Dinge, die ohne Touristen nicht entstanden wären.

Für uns geht es nun in Thailand weiter. Hier werden wir erst eine gute Woche in Bangkok, Chiang Mai und Umgebung verbringen, bevor es dann an den Strand zum tauchen in den Süden geht. Vermutlich gibt es dann in knapp drei Wochen wieder was von uns zu lesen und zu sehen.

Bis dahin hoffen wir, hattet ihr so viel Spaß an unserem Ausflug nach Myanmar wie wir und abschließend wünschen wir euch natürlich noch ein frohes und gesundes Jahr 2014!

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