Freitag, 27. September 2013

Mongolei


Transsib II – Irkutsk nach Ulan Bator (19. bis 21.09.2013)

Nach unserem gut einwöchigen Aufenthalt am Baikalsee, ging es nun weiter mit dem Zug in Richtung Mongolei. Da es auf internationalen Verbindungen keine Waggons der dritten Klasse gibt, sind wir dieses Mal in der zweiten Klasse mit gefahren. Somit hatten wir nun zwei Betten in einem Vierer-Abteil (Zug 362, Wagen 8, Betten 19 und 20), welches wir uns mit der Amerikanerin Megan und dem Engländer Johnny geteilt haben – also ein komplettes Touri-Abteil.
Wie so Zugfahrten in der Regel eigentlich immer ablaufen, war auch diese relativ unspektakulär. Wir mussten lange an der Grenze warten bis alle Formalitäten erledigt waren, das ist aber offenbar normal und auch im Zeitplan mit eingeplant. Dieser Abschnitt unserer Zugreise war auch deutlich kürzer als unser erster, denn nach zwei Nächten (gut 30 Stunden) sind wir am frühen Morgen des 21.09. planmäßig am Hauptbahnhof in Ulan Bator eingefahren. Hier wurden wir bereits von unserem Guide Jenny und unserem Fahrer Muko von Tour Mongolia (www.tourmongolia.com) erwartet, mit denen wir in den nächsten 5 Tagen eine Tour durch die wilde Mongolei geplant hatten, um Land und Leute kennenzulernen…

Sicht aus dem den letzten Zugwagon.
2. Klasse: die "Zimmer" gehen nach rechts ab und haben abschließbare Türen
Kaviar und Vodka zum Frühstück ;) 
Warten auf die mongolische Lok
Mongolei (21. bis 28.09.2013)

Unser erstes Ziel war der Terelj National Park nördlich von Ulan Bator. Hier sind wir bei einer Nomadenfamilie untergekommen, welche zwar noch traditionell lebt (Essen, Tiere etc.), aber nicht mehr in einer Jurte (Ger), sondern in einem Haus wohnt - ohne fließend Wasser, aber mit Elektrizität (zumindest für wenige Stunden). Für Besucher wie uns steht jedoch auf einer Weide immer noch eine Jurte mit Holzofen bereit, sodass wir bereits hier ein wenig echtes Nomadenleben schnuppern durften. Nach einem traditionellen Mittagessen (siehe Fotos), stand dann auch schon gleich das nächste Highlight auf dem Plan: Yakreiten! Die Familie hatte unter anderem auch zwei Yaks, welche kurzer Hand gesattelt wurden und dann ging es los. Wir müssen jedoch zugeben, dass diese Yaks doch ziemlich eigenwillig waren (vor allem Benni’s), sodass es schwer war sie tatsächlich ohne Führung zu reiten. Also haben wir uns zusammen mit unserem Gastvater entschieden eines der beiden vor den Karren zu spannen (natürlich das Garstige von Benni) und dann mit dem Karren die schöne Landschaft zu erkunden.

Unser zuhause für die erste Nacht in der Mongolei
Umgebung Terelj National Park
Schafssuppe mit Kartoffeln und Kohl
traditionell mongolischer Käse
unser "erster" Gastvater
Yakreiten
Yakkarren
unsere Gastmutter macht Butter
Am Abend sollten wir ein weiteres typisch mongolisches Essen bekommen - ein mongolisches BBQ. Hierbei werden für über eine Stunde Steine im offenen Feuer erwärmt. Diese kommen dann in einen Topf (oder wie in unserem Fall in eine Milchkanne), darauf eine Ladung Mutton (Schafsfleisch), wieder eine Schicht Steine und so weiter und zwischendrin auch noch eine Schicht Gemüse (Kartoffeln und Möhren). Über das Ganze wird zum Garen auch noch etwas Wasser gegeben und dann kommt der Topf für gut 45 min ins offene Feuer. Das Resultat ist ein komplettes Menu mit Fleisch, Gemüse und Soße (Wasser und Bratensaft). Abgesehen davon, dass es etwas ungewohnt war das eher zähe und fettige Schafsfleisch von den Knochen zu lutschen, hat es eigentlich sehr gut geschmeckt und war in jedem Fall eine tolle Erfahrung.

mongolisches BBQ

Tag 2 – 22.09.2013
Nach dem Frühstück hieß es bereits wieder Abschied nehmen von unserer ersten Gastfamilie, denn wir hatten noch einen weiten Weg vor uns, um zu unseren nächsten Gastgebern zu kommen. Zum Frühstück isst man in der Mongolei (zumindest war das bei allen unseren Gastfamilien so) selbstgemachte Butter und Brot oder Kräcker. Die Mongolen schmieren sich dabei die Butter wirklich fingerdick aufs Brot und verdrücken das dann einfach so. Zwar ist die Butter nicht ganz so fettig wie die in Deutschland, aber trotzdem noch eine ganz schöne Bombe. Wir haben das auch nur am ersten Tag so gegessen und an den weiteren Tagen die Kekse lieber ohne bzw. nur mit ganz wenig Butter verzehrt.

Frühstück - Brot und selbst gemachte Butter
Unsere nächste Gastfamilie lebt im Bogd Khaan Valley und ist tatsächlich eine waschechte Nomadenfamilie, die fast ausschließlich von dem lebt, was sie selbst erzeugen und auch zwei Mal im Jahr (Sommer- und Winteranfang) mit Sack und Pack umzieht und ihre Zelte wo anders aufbaut. Bei der Familie handelt es sich, genauer gesagt, um ein Ehepaar in den Fünfzigern, deren drei erwachsene Kinder mittlerweile in der Stadt leben. Eigentlich sollten wir bei dieser Familie bereits heute noch die Gelegenheit haben durch die mongolische Steppe zu Pferd zu reiten. Allerdings haben wir da selber drauf verzichtet, da die Wetterverhältnisse es nicht zugelassen haben. Es war so windig, dass man sich außerhalb des Zeltes kaum aufhalten konnte. Dazu kam auch noch, dass es gerade anfing extrem kalt zu werden (angeblich hatten wir in der Nacht unter -10°C) und zwischendurch gab es auch noch etwas Eisregen. Somit haben wir also den Tag mit der Nomadenfamilie im Zelt verbracht, uns mit ihnen unterhalten (Jenny hat gedolmetscht) und uns deren Tagesgeschäft (hauptsächlich Nahrung zubereiten) im Zelt angeschaut.

Gebetshügel
Der Herbst kommt
Edelweiß
Wie bereits erwähnt, hat sich diese Familie, mit wenigen Ausnahmen, ausschließlich von der Milch und dem Fleisch ihrer Tiere (Schafe, Ziegen, Pferde, Kühe) ernährt. Aus der Milch wird, neben der bereits erwähnten Butter, vor allem Käse hergestellt. Dieser hat eine eher harte Konsistenz (luftgetrocknet), schmeckt irgendwie mehlig und sauer (zuhause würde man diese Milch in den Abfluss kippen und ein neues TetraPak öffnen…) und wird als Snack zwischendurch und zu allem irgendwie dazu gegessen. Weit verbreitet ist ansonsten noch der Milky-Tea. Hierbei handelt es sich angeblich um erwärmte Milch mit etwas Wasser, schwarzem Tee und Salz, allerdings haben wir von den letzten beiden nie wirklich etwas geschmeckt, sodass es eigentlich nur verdünnte Milch war. Überhaupt hatten wir – vor allem bei dieser Gastfamilie – den Eindruck, dass an Salz eher gespart wird, was einige interessante Geschmackserlebnisse nach sich gezogen hat. Doch zurück zur Milch. Ein weiteres Milchprodukt, welches wir kosten durften, war vergorene Pferdemilch – ja, ihr habt richtig gehört, vergorene Pferdemilch. Hierfür wird die frische Pferdemilch für etwa einen Monat bei täglicher Belüftung (rühren) warm gelagert und dann getrunken. Der Geschmack ist schwierig zu beschreiben. So komisch es klingt, kommt es unserer Meinung nach Federweißer noch am nächsten, ist jedoch natürlich nicht so fruchtig, sondern halt milchig. Ehrlich gesagt, schmeckte diese vergorene Pferdemilch sogar ganz gut, allerdings ist einem beim ersten Schluck schon klar, dass jeder weitere für Verdauungsbeschwerden in einem europäischen Magen sorgen wird. ;) Das geschmacklich angenehmste oder auch neutralste war dann wohl noch der frische Jogurt, den unsere Gastmutter gemacht hat und der dem herkömmlichen Naturjogurt, den man so aus dem Kühlregal kennt, einigermaßen nahe kommt.
Neben den Milchprodukten wird auch viel Fleisch gegessen (also nichts für Vegetarier oder gar Veganer). In unserem Fall war es dann immer Schafsfleisch. Wer jetzt dabei an das leckere Lamm zu Ostern bei Muttern denkt, ist jedoch auf dem ganz falschen Pfad. Die Tiere hier in der Mongolei werden nicht gezüchtet, um zum “leckersten” Zeitpunkt geschlachtet zu werden, sondern eben dann, wenn sie sonst nichts mehr abwerfen (macht rein ökologisch ja auch durchaus Sinn). Also gibt es zum essen die zähen alten Tiere, die so richtig schön „bockig“ schmecken. Nun ja, wahrscheinlich sind wir nur zu verwöhnt (zumal wir beide ohnehin nicht gerne Lamm, geschweige denn Schaf essen). Jedenfalls fanden wir das Fleisch größtenteils unerträglich und haben somit gelernt, beim Essen wirklich große Stücke ohne zu kauen im Ganzen zu schlucken. Das Essen abzulehnen wäre übrigens überhaupt nicht in Frage gekommen. Mongolen sind immer sehr gastfreundlich und sie teilen alles, egal wie viel oder wenig sie zu bieten haben. Es ist unhöflich „nein“ zu sagen. Somit ist es teilweise wirklich schwer bzw. unmöglich sich dem Nachschlag Schafssuppe oder Pferdemilch zu erwehren. ;)

Herdentiere - Schafe, Ziegen und Pferde
In der Jurte
Unsere "zweiten" Gasteltern
Nudeln mit Schafsfleisch und Milky-Tea
Eine kleine Randnotiz: Da es draußen so windig war, ist der Familie vor einigen Tagen das Klohäuschen (also der Bretterverschlag um das Loch im Boden) weg geweht. Somit war man gezwungen sämtliche „Geschäfte“ auf freiem Feld (mit mehreren Kilometern Sicht) zu erledigen. An sich nicht ganz so schlimm, wäre da nicht auch noch der eisig kalte Wind gewesen… Unter normalen Umständen wäre das schon eine Herausforderung gewesen, aber bei Durchfall von den vielen „frischen“ Milchprodukten -  eine echte Herausforderung. Aber an dieser Stelle verschonen wir euch dann lieber mit Einzelheiten…

Nach dem Abendessen - Nudelsuppe mit Trockenfleisch - haben wir dann unsere Betten in unserer eigenen Jurte bezogen. Generell werden die Jurten von einem einzelnen Metallofen beheizt, der dann, je nach Verfügbarkeit, mit Holz oder Kuhdung befeuert wird. Funktioniert eigentlich ganz gut, allerdings sind diese Öfen so dünnwandig gebaut, dass die Hitze wirklich nicht lange gehalten wird und man ständig nachheizen muss (warum nicht mal jemand auf die Idee gekommen ist Wasser oder Steine als Wärmespeicher zu nutzen, ist uns schleierhaft…). Leider hat unsere Jurte bei dieser Gastfamilie keinen Ofen gehabt, sodass wir uns komplett mit Klamotten mit unseren Schlafsäcken ganz eng zusammen unter weitere drei Decken gekuschelt haben und somit die Nacht angenehm warm verbringen konnten.

Dick eingepackt für die kalte Nacht
Tag 3 – 23.09.2013
Am nächsten Morgen war das Wetter endlich besser. Es war zwar immer noch etwas frisch, aber die Sonne war endlich wieder da, klarer Himmel und kein Wind, sodass wir nach dem Frühstück endlich mit den Pferden los reiten konnten. Während Laura diesem Event richtig entgegengefiebert hat, hatte Benni doch eher etwas Angst vor den Pferden. Das hat sich aber relativ schnell gelegt, denn die Pferde waren zum einen wirklich extrem brav und zum anderen auch sehr klein, sodass ein eventueller Sturz wohl nicht sehr weh getan hätte. So sind wir also für fast zweieinhalb Stunden durch die mongolische Steppe geritten (einschließlich Wettrennen im vollen Galopp!). Das war wirklich ein super tolles Erlebnis und das Highlight des gesamten Mongolei-Trips. Nach unserer Rückkehr haben wir noch ein Mittagessen bekommen (Nudeln mit Schafsfleisch...) und sind dann wieder aufgebrochen zu unserer nächsten Gastfamilie.

Auf dem Rücken der Pferde
Abschiedsfoto
 Die nächste Familie war ebenfalls eine echte Nomadenfamilie und lebt im Hinterland des Tuul Flusses. Im Vergleich zur vorherigen Familie, ist diese deutlich wohlhabender: Sie besitzen über 2000 Stück Vieh und haben 4 Jurten. Da wir erst relativ spät angekommen sind, haben wir hier nicht mehr viel unternommen, außer dass Laura sich darin versucht hat eine Kuh zu melken. Zum Abendessen gab es dann natürlich wieder den allgegenwärtigen Käse und eine Schaf-Kartoffelsuppe (diesmal sogar mit etwas Kohl darin). Nachdem die letzten beiden Tage (aufgrund des Wetters und des Reitens) eher anstrengend waren, haben wir uns darauf gefreut an diesem Abend etwas früher zu Bett zu gehen und uns mal etwas auszuschlafen.

3. Gastfamilie
"Toilette"
Tuul Fluss
Laura lernt melken
Schaf-Kartoffelsuppe und Hefegebäck
Tag 4 – 24.09.2013
Aus dem erholsamen Ausschlafen wurde jedoch leider nichts, da die Betten wirklich dermaßen hart waren (eigentlich war es nur ein Holzbrett mit Bezug), dass wir mehr wach gelegen haben, als tatsächlich geschlafen. Dementsprechend gerädert sind wir am nächsten Morgen auch aus den Betten gekommen und es dauerte dann genau noch zwei Stunden, bis der Schlafentzug, das harte Bett, das ungewohnte Essen der letzten Tage und die Temperaturen ihren Tribut verlangten: Benni hat es ziemlich umgehauen mit Schüttelfrost, Gliederschmerzen und Schwindelanfällen. Wir haben uns dann entschieden einen Teil des heutigen Sightseeing-Programms auf den nächsten Tag zu verschieben und direkt in das nächste Lager zu fahren (3 Stunden querfeldein…). Hierbei handelte es sich zum Glück um ein richtiges Camp, in dem zwar immer noch in Jurten geschlafen wurde, diese waren jedoch beheizt und es gab westlicheres Essen im Camp-Restaurant. Den restlichen Tag haben wir wirklich fast ausschließlich in der warmen Jurte verbracht, wo Benni die Krankheit weitestgehend ausgeschlafen hat.

Jurte im Camp - mit krankem Benni

Tag 5 – 25.09.2013
Am nächsten Morgen waren wir zum Glück und dank Paracetamol beide wieder relativ fit, sodass wir den letzten Tag unseres Trips angehen konnten. Dieser war tatsächlich noch einmal sehr schön, weil wir auf dem Weg nach Ulan Bator noch an verschiedenen Stellen im Khustai National Park angehalten haben, um die hier lebenden wilden Pferde (Takhi horses) zu beobachten.

wildes Takhi-Pferd
Murmeltier
Gegen Nachmittag sind wir in unserem Guesthouse (Steppe Guest House Mongolia) in der Hauptstadt angekommen und haben uns, außer um eine Pizza zu essen, nicht mehr aus unserem Zimmer (mit zum Glück weichem Bett) bewegt.

Pizza ist übrigens unser Rettungsgericht. Wir haben uns zwar vorgenommen, wann immer es geht die lokale Küche zu genießen und nicht zu internationalen Fast Food Ketten zu gehen, jedoch gönnen wir uns nach kulinarisch herausfordernden Zeiten gerne mal hin und wieder eine Pizza. Somit auch hier, wobei dies, zugegebener Maßen, unsere erste seit Afrika war.

Tag 6 bis 8 – 26. bis 28.09.2013
Die letzten Tage haben wir weitestgehend ruhig hier in Ulan Bator verbracht. Zwar haben wir uns auch ein wenig in der Stadt umgesehen, jedoch hat sie uns nicht besonders umgehauen und so haben wir uns auf die weitere Reise vorbereitet (Vorräte auffüllen, Wäsche waschen, Flüge etc. buchen) und uns ausgeruht (die letzten Tage haben schon ziemlich an uns gezerrt und wir hatten diese kleine Auszeit dringend nötig).
Die Stadt selbst ist in Teilen sehr modern und wir würden durchaus sagen, dass sie in Teilen sogar eher reich und wohlhabend ist. Es gibt viele Markenartikel, sowohl was Nahrungsmittel als auch Kleidung etc. angeht und wir haben auch relativ viele Fitnessstudios gesehen (was unserer Meinung nach ein eindeutiges Zeichen des Wohlstands ist). Witzigerweise haben wir in den Supermärkten auch immer wieder deutsche Produkte gefunden, wie zum Beispiel Tafelsenf aus dem Henkelglas, thüringische Gewürzgurken, Haribo und Trolli und viele andere. Vermutlich ist es aber tatsächlich nur der Kern der Hauptstadt, der so entwickelt ist, denn wir haben von vielen Leuten gehört, dass es in den Randbezirken der Stadt schon ganz anders aussieht. Obwohl wir immer und immer wieder vor Taschendieben gewarnt wurden, sind wir zum Glück verschont geblieben, aber offensichtlich spielt das auch hier eine Rolle.
Die Mongolen an sich sind uns als sehr freundlich und offen begegnet und wir hatten den Eindruck, dass hier in Ulan Bator sogar deutlich mehr Leute dem Englischen oder sogar Deutschen mächtig sind, als in Moskau. Das ist auch gut so, denn mongolisch ist irgendwie noch ein bisschen unverständlicher als russisch (hier wird auch kyrillisch geschrieben) und klingt noch dazu wie klingonisch (also sehr kratzig und irgendwie spuckig). Kurz: komplett unverständlich.

Down-Town Ulan Bator
Gandan Khiid Monastery
26,5 m hohe Buddha-Statue
Abschließend können wir festhalten, dass wir froh sind in diesem Land einige Tage verbracht zu haben, um so viel von Land und Leute zu sehen. Die Landschaft ist zum Teil wirklich atemberaubend und die Leute sind oft herzlich. Allerdings freuen wir uns nun auch wieder weiter zu ziehen, denn so schön die Landschaft auch war, die Lebensumstände (vor allem auf dem Land – Stichwort: Toilette, Essen und Wetter) waren uns dann doch etwas zu derbe, als dass wir noch einmal für länger hier her kommen würden.

In den nächsten zwei Tagen werden wir nun mit der Bahn weiter nach Peking reisen, wo wir sicherlich einige spannende Tage verbringen werden, bevor uns dann unsere Reise über Xi’An, Juizhaigou, Chengdu und Nanjing nach Vietnam verschlagen wird. Wann wir uns das nächste mal melden werden, hängt wie immer von der Zeit und der Internetsituation ab, aber wir denken, dass es spätestens in zwei Wochen, bevor wir China verlassen, mal wieder ein Update geben wird. Bis dahin also liebe Grüße, viel Spaß beim Lesen und mit den Bildern (eigentlich ein blöder Kommentar, denn wenn ihr hier angekommen, seid habt ihr ja schon alles gelesen ;)).

Donnerstag, 19. September 2013

Baikalsee


Listvyanka & Bolshie Koty – 12. – 14.09.13
Kaum in Irkutsk angekommen, wurden wir direkt von einem schönen Regenschauer begrüßt. Eigentlich hatten wir gehofft, den Regen in Moskau endlich hinter uns gelassen zu haben, aber falsch gedacht. Nun gut – Pech gehabt. Wir hatten uns entschieden von Irkutsk direkt weiter mit dem Minibus (marschrutka) nach Listvyanka am Baikalsee zu fahren (ca. 1 Std., 100 Rubel). Nachdem wir dann, mit einigen Umwegen und viel fragen, zuerst die Tram zum „Busbahnhof“ und dann auch den richtigen Minibus gefunden hatten, konnte die Reise also weiter gehen. In Listvyanka angekommen mussten wir leider feststellen, dass unser Hostel (Baikaler Eco-Hostel) etwas über einen Kilometer den Berg hoch gelegen ist und da es keine Taxis gab, mussten wir wohl oder übel im Regen diese letzte Hürde auf uns nehmen, bevor wir ins Warme und Trockene durften. Zum Glück klarte es im Laufe des Nachmittags noch einmal auf und da es lange hell ist (Sonnenuntergang etwa um halb neun), konnten wir die letzten schönen Stunden des Tages nutzen, um den Ort zu erkunden. Listvyanka ist ein relativ kleiner Ort (knapp 2000 Einwohner), der relativ stark vom Tourismus lebt. Allerdings sind die meisten der Touristen hier jedoch Russen, die ihren Urlaub am See verbringen und somit fallen sie – zumindest für uns – nicht so wirklich als Touristen auf. Der Ort selbst ist direkt am See gelegen und hat sogar einen kleinen Kiesstrand mit russischen “Strandkörben“ (ähnlich einem Schuppen), allerdings war uns das Wasser dann doch etwas zu kalt, sodass wir auf ein Bad verzichtet haben und nur unser verspätetes Mittagessen (russisches BBQ mit Reispfanne) am Strand eingenommen haben.
Unterwegs haben wir auch noch Roma, Natasha und Sergei kennengelernt. Eigentlich wollte Laura in einem Supermarkt nur kurz nach dem Weg zur örtlichen Kirche fragen, aber der hemdsärmlige Roma meinte, dass dies doch keine Distanz wäre und er uns natürlich mal eben dort hin fahren würde. Schwupp die Wupp saßen wir bei ihm im Auto, wo wir seine Freunde Natasha und Sergei kennengelernt haben und fuhren los. Nach sehr kurzer Zeit stellte sich jedoch heraus, dass er genau einer der oben genannten russischen Touristen war und natürlich keinen Plan hatte, wo er hin sollte. Nach einigen Runden durchs Dorf und vielen Wegbeschreibungen von Einheimischen (die Roma dann unterwegs gefragt hatte), haben wir am Ende dann doch noch unser Ziel gefunden. ;) Auf dem Rückweg zu unserem Hostel haben wir uns dann noch einen Fisch (Omoul) gekauft, den es zusammen mit Brot und Bier zum Abendessen gab. Omoul ist eine Spezialität des Baikalsees und soll angeblich wie eine Mischung aus Forelle und Lachs schmecken. Lecker geschmeckt hat er wirklich, aber er hatte nichts gemeinsam mit den beiden anderen Arten...

Blick vom Hostel auf den Baikalsee
Listvyanka
Strand von Listvyanka 
Russische Reispfanne
Fischmarkt
Die Wegweiser - Natasha und Roma ;)
Kirche in Listvyanka
Abendessen - Omoul
Nach dem doch recht anstrengenden und ereignisreichen Vortag, haben wir am nächsten Morgen erstmal ausgeschlafen und gegen Mittag unseren Tagesrucksack gepackt und sind mit der Fähre in den Nachbarort Bolshie Koty gefahren (ca. 1 Std., 330 Rubel). Bloshie ist ein noch kleinerer Ort (knapp 200 Einwohner), den man tatsächlich nur mit der Fähre oder zu Fuß erreichen kann. Hier scheinen die Uhren noch mal ganz anders zu ticken: es gibt keine Autos und die meisten Leute hier scheinen tatsächlich von Subsistenzwirtschaft zu leben. Übernachtet haben wir im Hostel Lesnaya 7. Der Besitzer Alexei hat uns gleich freundlich in Empfang genommen und uns vorgeschlagen, abends, zum entspannen, gerne in die typisch russische Sauna (Banya) zu gehen - die hätte er nämlich schon für uns vorgeheizt. Das haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen und so haben wir uns, nach einem „Dorfrundgang“, erstmal schön in der Banya aufgewärmt, bevor wir uns ein leckeres Omelett gebraten haben (alle Zutaten dafür wurden in Bolshie „hergestellt“).

Fähre nach Bolshie Koty
Kleine Holzhütte mitten im Wald in Bolshie Koty
Brücke in Bolshie Koty
Bolshie Koty
Schneebedeckte Berge
Einfaches Zimmer im Hostel
Am nächsten Morgen haben wir wieder unsere sieben Sachen gepackt, denn es versprach ein sehr schöner Tag zu werden (zwar windig, aber sonnig) und wir wollten nach Listvyanka zurück – diesmal jedoch zu Fuß. Der Weg von Bolshie Koty nach Listvyanka beträgt etwa 24 km und ist Teil des Great Baikal Trail. Den wanderwilligen Lesern unseres Blogs können wir nur wärmstens empfehlen sich diesen mal näher anzusehen. Der Weg war zwar doch etwas anstrengender als wir dachten (da es zum Schluss extrem bergig wurde), aber die Landschaft ist wirklich wunderschön. Zurück in Listvyanka sind wir nach dem Abendessen relativ zeitig ins Bett gegangen, da es am nächsten morgen wieder früh weiter gehen sollte.

Great Baikal Trail I
Great Baikal Trail II 
Great Baikal Trail III
Great Baikal Trail IV
Great Baikal Trail V
Olkhon Island – 15. – 17.09.13
Um viertel vor acht ging es bereits mit dem Minibus weiter – zurück nach Irkutsk und von dort direkt nach Khuzhir auf Olkhon Island (ca. 5 Std., 700 Rubel). Auch auf Olkhon war das Wetter wieder sehr gut (sprich sonnig), jedoch extrem windig, sodass wir uns dick einpacken mussten, um den kleinen Ort zu erkunden. In Khuzhir waren wir diesmal in einem Homestay untergebracht. Unsere Gastgeberin (Olga) hat einen Teil ihres Hauses in Gästezimmer umgebaut, die sie dann inklusive Vollpension an Touristen vermietet. Natürlich ist das alles sehr rustikal (Plumsklo und Dusche im Garten), aber irgendwie auch gemütlich und vor allem war es noch einmal eine tolle Gelegenheit von einer echten Russin bekocht zu werden. ;) Ein Gutes hat vor allem die Toilettensituation: In der Zeit hier ist unser Pivo-Verbrauch auf Null gesunken, denn man überlegt es sich drei Mal, ob man Abends ein Bierchen trinken möchte, da man dann womöglich später noch mal raus muss in die Kälte, um es wieder loszuwerden. Während es tagsüber immer sonnig war, jedoch durch den Wind auch recht kühl, fiel die Temperatur nachts nämlich auch mal bis auf -5° C.

Olkhon Island
Hostel-Toilette
Dusche mit Gemüsegarten im Vordergrund
Khuzhir selbst ist eigentlich schon ein ganz putziges Örtchen – direkt am Wasser gelegen, mit schöner Sicht über den See und auf das andere Ufer. Bekannt ist er jedoch als Ausgangspunkt für verschiedene Ausflüge auf der Insel. Auch wir haben uns für einen Ausflug entschieden und sind, zusammen mit acht Russen, in einem, wohl noch aus Sowjetzeiten stammenden, 4x4-Bus in den Norden der Insel gefahren und haben das Kap Khoboi erkundet. Ein besonderes Highlight auf der Tour war allerdings nicht die wunderschöne Landschaft, sondern vielmehr das Mittagessen. Es gab nämlich Fischsuppe - mit quasi ganzen Fischen. So kam es, dass Benni den Kopf eines Fisches abbekommen hat (natürlich mit Auge), während Laura sich am Schwanz des Fisches erfreuen durfte . Die Suppe war an sich nicht so ungenießbar wie es klingt, es war lediglich etwas umständlich den Fisch quasi im Wasser zu filetieren – ansonsten haben wir aber (fast) ganz brav aufgegessen. ;)

Khuzhir 
15.09. - Hochzeitstag :)
Gebetstücher 
Shamanic-Rock
Suchbild - wer uns die Lösung per Email schickt, bekommt eine Überraschung ;)
Diese 3 hier haben uns für ein paar Stunden begleitet. ;)
Endlose Weite
Unser Ausflugs-Truck
Kap Khoboi I
Kap Khoboi II
Mittagessen - Fischsuppe
Babushka 
Trotz all der schönen Erlebnisse auf der Insel, müssen wir jedoch auch von einem negativen Eindruck berichten: Als wir am letzten Tag einen kleinen Spaziergang durch den direkt an den Ort angrenzenden Fichtenwald gemacht haben, sind wir nach nur wenigen Minuten auf riesige Müllfelder mitten im Wald gestoßen. Ob das nun der offizielle oder der inoffizielle Müllentsorgungsplatz ist, wissen wir nicht, eine Schande ist es jedoch in jedem Fall.

Müllhalde mitten im Wald
Ansonsten hat uns Khuzhir aber insgesamt gut gefallen. Wahrscheinlich gerade weil es so ein kleines verträumtes Örtchen direkt am See ist. Jetzt, während der Nebensaison, sind nur sehr wenige Touristen hier, sodass hier alles ganz ruhig voran geht. In den Sommermonaten sieht das wohl schon ganz anders aus.

Nach insgesamt drei Nächten und viel guter Hausmannskost von Olga, sind wir am Morgen des 18.09. mit dem Bus zurück nach Irkutsk gefahren, um dort noch eine Nacht zu verbringen, bevor die große Reise mit den Zug wieder weiter gehen sollte.

Olga's Küche I: Hühner-Gemüse-Suppe, Nudel-Ei-Auflauf mit Kasseler, Käsebrötchen
Olga's Küche II: paniertes Schweineschnitzel mit Soße, Reis und Salatbeilage, Küchlein
Irkutsk – 18. – 19.09.13
Um 9:30 Uhr hat uns der Minibus nach Irkutsk abgeholt, wo wir dann am Nachmittag eingetroffen sind und uns erstmal um unsere Wäsche gekümmert haben. Außerdem haben wir unsere Weiterreise geplant und fleißig für den Blog geschrieben. 
Am nächsten Morgen sind wir nach einem verspäteten Frühstück noch mal in die Stadt gegangen und haben uns etwas umgeschaut und unsere Einkäufe für die bevorstehende Zugfahrt erledigt. Diesmal sind wir zwar nur gut 30 Stunden mit der Bahn unterwegs, aber auch in dieser Zeit müssen wir etwas Essen und Trinken (hauptsächlich wieder Nudeln...). Nun werden wir gleich noch etwas Essen gehen, bevor unser Zug um 22:10 Uhr Ortszeit in Richtung Ulanbaator (Mongolei) aufbricht. Diesmal werden wir „gezwungenermaßen“ 2ter Klasse reisen, da es bei internationalen Zügen nur die 2. und die 1. Klasse gibt – also mal sehen, ob sie wirklich komfortabler ist, als die 3. Klasse. Am 21.09. werden wir dann früh morgens in Ulanbaator ankommen. Dort werden wir direkt am Bahnhof von unserem Tourguide abgeholt, mit dem wir eine 5-tägige Tour durch die Mongolei starten werden. Somit wird es also aller Voraussicht nach mit dem nächsten Bericht erst nach der Tour etwas werden, aber dafür dann mit vielen neuen Erlebnissen.

Einkaufsstraße in Irkutsk 
Fleischabteilung auf dem Markt
Stand mit Trockenobst
Als Fazit zu unserem Russlandaufenthalt bleibt noch zu sagen, dass es uns wirklich gut gefallen hat. Das Land ist rau, aber spannend. Die Menschen sind hart, aber doch sehr hilfsbereit (und rauchen alle wie die Schlote...) und das Essen ist einfach, aber gut. Insgesamt hatten wir also wirklich eine sehr schöne Zeit und wir können uns gut vorstellen, noch einmal nach Russland zurück zu kehren, denn das Land ist unglaublich riesig und hält wohl noch viele Abenteuer bereit!

Ein kleiner Absatz noch zu unserem täglichen „Abendprogramm“: Nach einem manchmal mehr und manchmal weniger ereignisreichen Tag, nutzen wir oft die Abendstunden dazu uns entweder mit anderen Reisenden auszutauschen (die man hier in den Hostels immer trifft), oder unsere weitere Reiseroute mit Hilfe von Reiseführern (Kindle sei dank) zu planen. Manchmal sind wir aber auch faul und es wird einfach nur gelesen oder wir schauen uns tatsächlich einen Tatort über den Laptop an – denn so ganz ohne geht es einfach nicht. ;) Teilweise haben wir Glück und die Internetverbindung ist schnell genug, um tatsächlich eine Folge online zu schauen, ansonsten haben wir vorgesorgt und in Deutschland einige Folgen runtergeladen (wobei sich unser Vorrat hier auch langsam dem Ende zuneigt...).

Also, hoffentlich bis in einer Woche! :)