Donnerstag, 19. September 2013

Baikalsee


Listvyanka & Bolshie Koty – 12. – 14.09.13
Kaum in Irkutsk angekommen, wurden wir direkt von einem schönen Regenschauer begrüßt. Eigentlich hatten wir gehofft, den Regen in Moskau endlich hinter uns gelassen zu haben, aber falsch gedacht. Nun gut – Pech gehabt. Wir hatten uns entschieden von Irkutsk direkt weiter mit dem Minibus (marschrutka) nach Listvyanka am Baikalsee zu fahren (ca. 1 Std., 100 Rubel). Nachdem wir dann, mit einigen Umwegen und viel fragen, zuerst die Tram zum „Busbahnhof“ und dann auch den richtigen Minibus gefunden hatten, konnte die Reise also weiter gehen. In Listvyanka angekommen mussten wir leider feststellen, dass unser Hostel (Baikaler Eco-Hostel) etwas über einen Kilometer den Berg hoch gelegen ist und da es keine Taxis gab, mussten wir wohl oder übel im Regen diese letzte Hürde auf uns nehmen, bevor wir ins Warme und Trockene durften. Zum Glück klarte es im Laufe des Nachmittags noch einmal auf und da es lange hell ist (Sonnenuntergang etwa um halb neun), konnten wir die letzten schönen Stunden des Tages nutzen, um den Ort zu erkunden. Listvyanka ist ein relativ kleiner Ort (knapp 2000 Einwohner), der relativ stark vom Tourismus lebt. Allerdings sind die meisten der Touristen hier jedoch Russen, die ihren Urlaub am See verbringen und somit fallen sie – zumindest für uns – nicht so wirklich als Touristen auf. Der Ort selbst ist direkt am See gelegen und hat sogar einen kleinen Kiesstrand mit russischen “Strandkörben“ (ähnlich einem Schuppen), allerdings war uns das Wasser dann doch etwas zu kalt, sodass wir auf ein Bad verzichtet haben und nur unser verspätetes Mittagessen (russisches BBQ mit Reispfanne) am Strand eingenommen haben.
Unterwegs haben wir auch noch Roma, Natasha und Sergei kennengelernt. Eigentlich wollte Laura in einem Supermarkt nur kurz nach dem Weg zur örtlichen Kirche fragen, aber der hemdsärmlige Roma meinte, dass dies doch keine Distanz wäre und er uns natürlich mal eben dort hin fahren würde. Schwupp die Wupp saßen wir bei ihm im Auto, wo wir seine Freunde Natasha und Sergei kennengelernt haben und fuhren los. Nach sehr kurzer Zeit stellte sich jedoch heraus, dass er genau einer der oben genannten russischen Touristen war und natürlich keinen Plan hatte, wo er hin sollte. Nach einigen Runden durchs Dorf und vielen Wegbeschreibungen von Einheimischen (die Roma dann unterwegs gefragt hatte), haben wir am Ende dann doch noch unser Ziel gefunden. ;) Auf dem Rückweg zu unserem Hostel haben wir uns dann noch einen Fisch (Omoul) gekauft, den es zusammen mit Brot und Bier zum Abendessen gab. Omoul ist eine Spezialität des Baikalsees und soll angeblich wie eine Mischung aus Forelle und Lachs schmecken. Lecker geschmeckt hat er wirklich, aber er hatte nichts gemeinsam mit den beiden anderen Arten...

Blick vom Hostel auf den Baikalsee
Listvyanka
Strand von Listvyanka 
Russische Reispfanne
Fischmarkt
Die Wegweiser - Natasha und Roma ;)
Kirche in Listvyanka
Abendessen - Omoul
Nach dem doch recht anstrengenden und ereignisreichen Vortag, haben wir am nächsten Morgen erstmal ausgeschlafen und gegen Mittag unseren Tagesrucksack gepackt und sind mit der Fähre in den Nachbarort Bolshie Koty gefahren (ca. 1 Std., 330 Rubel). Bloshie ist ein noch kleinerer Ort (knapp 200 Einwohner), den man tatsächlich nur mit der Fähre oder zu Fuß erreichen kann. Hier scheinen die Uhren noch mal ganz anders zu ticken: es gibt keine Autos und die meisten Leute hier scheinen tatsächlich von Subsistenzwirtschaft zu leben. Übernachtet haben wir im Hostel Lesnaya 7. Der Besitzer Alexei hat uns gleich freundlich in Empfang genommen und uns vorgeschlagen, abends, zum entspannen, gerne in die typisch russische Sauna (Banya) zu gehen - die hätte er nämlich schon für uns vorgeheizt. Das haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen und so haben wir uns, nach einem „Dorfrundgang“, erstmal schön in der Banya aufgewärmt, bevor wir uns ein leckeres Omelett gebraten haben (alle Zutaten dafür wurden in Bolshie „hergestellt“).

Fähre nach Bolshie Koty
Kleine Holzhütte mitten im Wald in Bolshie Koty
Brücke in Bolshie Koty
Bolshie Koty
Schneebedeckte Berge
Einfaches Zimmer im Hostel
Am nächsten Morgen haben wir wieder unsere sieben Sachen gepackt, denn es versprach ein sehr schöner Tag zu werden (zwar windig, aber sonnig) und wir wollten nach Listvyanka zurück – diesmal jedoch zu Fuß. Der Weg von Bolshie Koty nach Listvyanka beträgt etwa 24 km und ist Teil des Great Baikal Trail. Den wanderwilligen Lesern unseres Blogs können wir nur wärmstens empfehlen sich diesen mal näher anzusehen. Der Weg war zwar doch etwas anstrengender als wir dachten (da es zum Schluss extrem bergig wurde), aber die Landschaft ist wirklich wunderschön. Zurück in Listvyanka sind wir nach dem Abendessen relativ zeitig ins Bett gegangen, da es am nächsten morgen wieder früh weiter gehen sollte.

Great Baikal Trail I
Great Baikal Trail II 
Great Baikal Trail III
Great Baikal Trail IV
Great Baikal Trail V
Olkhon Island – 15. – 17.09.13
Um viertel vor acht ging es bereits mit dem Minibus weiter – zurück nach Irkutsk und von dort direkt nach Khuzhir auf Olkhon Island (ca. 5 Std., 700 Rubel). Auch auf Olkhon war das Wetter wieder sehr gut (sprich sonnig), jedoch extrem windig, sodass wir uns dick einpacken mussten, um den kleinen Ort zu erkunden. In Khuzhir waren wir diesmal in einem Homestay untergebracht. Unsere Gastgeberin (Olga) hat einen Teil ihres Hauses in Gästezimmer umgebaut, die sie dann inklusive Vollpension an Touristen vermietet. Natürlich ist das alles sehr rustikal (Plumsklo und Dusche im Garten), aber irgendwie auch gemütlich und vor allem war es noch einmal eine tolle Gelegenheit von einer echten Russin bekocht zu werden. ;) Ein Gutes hat vor allem die Toilettensituation: In der Zeit hier ist unser Pivo-Verbrauch auf Null gesunken, denn man überlegt es sich drei Mal, ob man Abends ein Bierchen trinken möchte, da man dann womöglich später noch mal raus muss in die Kälte, um es wieder loszuwerden. Während es tagsüber immer sonnig war, jedoch durch den Wind auch recht kühl, fiel die Temperatur nachts nämlich auch mal bis auf -5° C.

Olkhon Island
Hostel-Toilette
Dusche mit Gemüsegarten im Vordergrund
Khuzhir selbst ist eigentlich schon ein ganz putziges Örtchen – direkt am Wasser gelegen, mit schöner Sicht über den See und auf das andere Ufer. Bekannt ist er jedoch als Ausgangspunkt für verschiedene Ausflüge auf der Insel. Auch wir haben uns für einen Ausflug entschieden und sind, zusammen mit acht Russen, in einem, wohl noch aus Sowjetzeiten stammenden, 4x4-Bus in den Norden der Insel gefahren und haben das Kap Khoboi erkundet. Ein besonderes Highlight auf der Tour war allerdings nicht die wunderschöne Landschaft, sondern vielmehr das Mittagessen. Es gab nämlich Fischsuppe - mit quasi ganzen Fischen. So kam es, dass Benni den Kopf eines Fisches abbekommen hat (natürlich mit Auge), während Laura sich am Schwanz des Fisches erfreuen durfte . Die Suppe war an sich nicht so ungenießbar wie es klingt, es war lediglich etwas umständlich den Fisch quasi im Wasser zu filetieren – ansonsten haben wir aber (fast) ganz brav aufgegessen. ;)

Khuzhir 
15.09. - Hochzeitstag :)
Gebetstücher 
Shamanic-Rock
Suchbild - wer uns die Lösung per Email schickt, bekommt eine Überraschung ;)
Diese 3 hier haben uns für ein paar Stunden begleitet. ;)
Endlose Weite
Unser Ausflugs-Truck
Kap Khoboi I
Kap Khoboi II
Mittagessen - Fischsuppe
Babushka 
Trotz all der schönen Erlebnisse auf der Insel, müssen wir jedoch auch von einem negativen Eindruck berichten: Als wir am letzten Tag einen kleinen Spaziergang durch den direkt an den Ort angrenzenden Fichtenwald gemacht haben, sind wir nach nur wenigen Minuten auf riesige Müllfelder mitten im Wald gestoßen. Ob das nun der offizielle oder der inoffizielle Müllentsorgungsplatz ist, wissen wir nicht, eine Schande ist es jedoch in jedem Fall.

Müllhalde mitten im Wald
Ansonsten hat uns Khuzhir aber insgesamt gut gefallen. Wahrscheinlich gerade weil es so ein kleines verträumtes Örtchen direkt am See ist. Jetzt, während der Nebensaison, sind nur sehr wenige Touristen hier, sodass hier alles ganz ruhig voran geht. In den Sommermonaten sieht das wohl schon ganz anders aus.

Nach insgesamt drei Nächten und viel guter Hausmannskost von Olga, sind wir am Morgen des 18.09. mit dem Bus zurück nach Irkutsk gefahren, um dort noch eine Nacht zu verbringen, bevor die große Reise mit den Zug wieder weiter gehen sollte.

Olga's Küche I: Hühner-Gemüse-Suppe, Nudel-Ei-Auflauf mit Kasseler, Käsebrötchen
Olga's Küche II: paniertes Schweineschnitzel mit Soße, Reis und Salatbeilage, Küchlein
Irkutsk – 18. – 19.09.13
Um 9:30 Uhr hat uns der Minibus nach Irkutsk abgeholt, wo wir dann am Nachmittag eingetroffen sind und uns erstmal um unsere Wäsche gekümmert haben. Außerdem haben wir unsere Weiterreise geplant und fleißig für den Blog geschrieben. 
Am nächsten Morgen sind wir nach einem verspäteten Frühstück noch mal in die Stadt gegangen und haben uns etwas umgeschaut und unsere Einkäufe für die bevorstehende Zugfahrt erledigt. Diesmal sind wir zwar nur gut 30 Stunden mit der Bahn unterwegs, aber auch in dieser Zeit müssen wir etwas Essen und Trinken (hauptsächlich wieder Nudeln...). Nun werden wir gleich noch etwas Essen gehen, bevor unser Zug um 22:10 Uhr Ortszeit in Richtung Ulanbaator (Mongolei) aufbricht. Diesmal werden wir „gezwungenermaßen“ 2ter Klasse reisen, da es bei internationalen Zügen nur die 2. und die 1. Klasse gibt – also mal sehen, ob sie wirklich komfortabler ist, als die 3. Klasse. Am 21.09. werden wir dann früh morgens in Ulanbaator ankommen. Dort werden wir direkt am Bahnhof von unserem Tourguide abgeholt, mit dem wir eine 5-tägige Tour durch die Mongolei starten werden. Somit wird es also aller Voraussicht nach mit dem nächsten Bericht erst nach der Tour etwas werden, aber dafür dann mit vielen neuen Erlebnissen.

Einkaufsstraße in Irkutsk 
Fleischabteilung auf dem Markt
Stand mit Trockenobst
Als Fazit zu unserem Russlandaufenthalt bleibt noch zu sagen, dass es uns wirklich gut gefallen hat. Das Land ist rau, aber spannend. Die Menschen sind hart, aber doch sehr hilfsbereit (und rauchen alle wie die Schlote...) und das Essen ist einfach, aber gut. Insgesamt hatten wir also wirklich eine sehr schöne Zeit und wir können uns gut vorstellen, noch einmal nach Russland zurück zu kehren, denn das Land ist unglaublich riesig und hält wohl noch viele Abenteuer bereit!

Ein kleiner Absatz noch zu unserem täglichen „Abendprogramm“: Nach einem manchmal mehr und manchmal weniger ereignisreichen Tag, nutzen wir oft die Abendstunden dazu uns entweder mit anderen Reisenden auszutauschen (die man hier in den Hostels immer trifft), oder unsere weitere Reiseroute mit Hilfe von Reiseführern (Kindle sei dank) zu planen. Manchmal sind wir aber auch faul und es wird einfach nur gelesen oder wir schauen uns tatsächlich einen Tatort über den Laptop an – denn so ganz ohne geht es einfach nicht. ;) Teilweise haben wir Glück und die Internetverbindung ist schnell genug, um tatsächlich eine Folge online zu schauen, ansonsten haben wir vorgesorgt und in Deutschland einige Folgen runtergeladen (wobei sich unser Vorrat hier auch langsam dem Ende zuneigt...).

Also, hoffentlich bis in einer Woche! :)

2 Kommentare:

  1. Alles Gute zum Hochzeitstag Ihr zwei.
    Die Fischsuppe hätte ICH nicht gegessen... ;-)
    Mal sehen, was Euch in der Mongolei aufgetischt wird ;-)
    Viel Spaß und passt auf Euch auf.
    Dirk

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  2. Wie immer schöne Bilder, lecker Essen und als Höhepunkt Laura beim melken

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