Sonntag, 8. September 2013

Moskau – 04.-08.09.13


Nach einem kurzen, jedoch sehr schönen Aufenthalt in der Heimat, ging unsere große Reise am Mittwoch, den 04.09. weiter. In aller Herrgottsfrühe (6:50 Uhr) sind wir von Hannover über Stuttgart nach Moskau-Vnukovo geflogen. Von hier sollte es in wenigen Tagen mit der Transsibirischen Eisenbahn weiter zum Baikalsee gehen.

Untergekommen sind wir in Moskau bei einer Freundin von Benni, die er noch aus Schulzeiten kennt. Zwar war Sandra während unseres Aufenthalts leider gar nicht zu Hause, denn sie ist am Tag unserer Ankunft für eine Woche zurück nach Deutschland geflogen. Dafür hatten wir aber trotzdem nette Gesellschaft - und zwar von Steffi, ebenfalls eine Schulfreundin von Benni, die Sandra in der Woche zuvor besucht hatte und noch für zwei Tage in Moskau geblieben ist.

Kaum waren wir in Moskau angekommen, ging es auch direkt los mit den „kleinen“ Sprachhürden: Keiner von uns konnte auch nur ein Wort Russisch, geschweige denn die kyrillische Schrift lesen. Und obwohl man meinen sollte, dass Moskau zumindest etwas auf Touristen ausgelegt ist, haben wir nichts verstanden – hier ist wirklich fast alles kyrillisch. Dazu kommt noch, dass, bis auf wenige Ausnahmen, keiner der Russen, die wir getroffen haben, Englisch oder Deutsch gesprochen bzw. verstanden haben. Zugegebener Maßen hätten wir beide nicht erwartet, dass das mit der komplett fremden Sprache so kompliziert sein wird, allerdings hätten wir auch nicht gedacht, dass es so einen Spaß machen kann, sich mit Zeichensprache durch die Stadt zu hangeln. ;) Die Russen, die wir kennengelernt haben, waren wirklich alle super nett und hilfsbereit und haben – trotz nicht vorhandener gemeinsamer Sprachbasis – immer versucht zu helfen. Witzigerweise geschah dies oftmals mit ausführlichen Erklärungen auf russisch, von denen wir natürlich nicht ein Wort verstanden haben, allerdings konnte man an Mimik und Gestik oft das Wesentliche ablesen.

Eine dieser sprachlichen Herausforderungen war beispielsweise das Fahren mit der Moskauer Metro. Auch hier waren selbstverständlich alle Stationen nur in kyrillisch beschrieben. Allerdings hatten wir uns zuvor einen Liniennetzplan mit „Übersetzung“ besorgt, der nun unser ständiger Begleiter sein sollte und uns immer zuverlässig zum Ziel geführt hat. U-Bahn fahren ist in Moskau super angenehm, da das Netz sehr gut ausgebaut ist und die Bahnen auch wirklich im 3-Minuten-Takt fahren. Einige der Stationen sind zudem wunderschön und prunkvoll ausgebaut, sodass wir tatsächlich einen halben Tag nur unter der Erde verbracht haben, um uns verschiedene Stationen anzuschauen. Die Tickets sind mit 30 R pro Fahrt (etwa 60 Cent) auch wirklich günstig. Dieser Preis steht im krassen Gegensatz zu vielen anderen Dingen hier, denn ansonsten ist Russland, oder zumindest Moskau, doch eher teuer (Supermarkt, Restaurant, Mieten etc.).

Steffi und Laura auf einer der ultra-langen Metro-Rolltreppen
Metrostation Komsomolskaya 
Metrostation Prospekt Mira
Metrostation Novoslobodaya 
Metrostation Belorusskaya 
Metrostation Mayakovskaya
Außer den Metrostationen haben wir selbstverständlich auch die typischen Touristenattraktionen in Moskau besichtigt, wie den Kreml, das Bolshoi Theater und die St. Basil Kathedrale. Besonders gut hat uns aber auch die Erlöserkirche gefallen, in der wir allerdings keine Fotos machen durften. Eine sehr angenehme Möglichkeit die Stadt zu erkunden, hat uns „Free Tours Moskau“ geboten. Diese bieten verschiedenen Sightseeing-Touren an, unter anderem auch eine für lau bzw. gegen Trinkgeld, welche wir gemacht haben.
Ansonsten ist uns aufgefallen, dass es an vielen Ecken Sicherheitskontrollen gab. Die russischen Beamten haben dort kurz in die Taschen geschaut und man musste durch einen Flughafenscanner gehen. Das dieser jedoch ständig gepiept hat, hat die Beamten jedoch nicht gestört. DIe Taschen wurden auch nur eher sporadisch kontrolliert, sodass man sich schon nach dem Sinn des Ganzen gefragt hat...

Kreml
Roter Platz
St. Basil Kathedrale I
St. Basil Kathedrale II
St. Basil Kathedrale (innen)
St. Basil Kathedrale (innen)
Roter Platz und Staatshistorisches Museum
Iberian Gate
Das ewige Feuer
Nikolskaya Straße
Schönes Straßenschmuck
Sicherheitskontrollen
Erlöserkirche
Wie auf den Fotos teilweise zu sehen, hatten wir leider, bis auf Samstag, durchgehend schlechtes Wetter mit Temperaturen um die 10° C und Dauerregen. Dies hat natürlich dazu geführt, dass wir einige der „Außenbesichtigungen“ (wie beispielsweise den Kreml) eher im Schnelldurchgang abgelaufen sind, um nicht völlig durchzuweichen. Hinzu kommt noch, dass man die Anzahl der Gullis hier in Moskau offenbar wirklich an einer Hand abzählen kann. Uns ist wirklich nicht so richtig klar warum, aber es ist tatsächlich so, dass offenbar die gesamte Stadt nicht anständig entwässert wird. So bilden sich nach einigen Stunden Regen an vielen Stellen wirklich große Pfützen. Diese lassen sich dann leider nicht immer umgehen, sodass man eigentlich auch permanent nasse Füße hat.  Und Obacht bei vorbei fahrenden Autos, die die Riesenpfützen grundsätzlich nicht umfahren. ;)

Schönes Wetter...Nicht!
Überflutete Straßen
Leider eine Seltenheit!
Doch kommen wir wieder zu angenehmeren Dingen – nämlich dem Essen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die russische Küche sagt uns sehr zu und wir haben hier bisher durchweg immer gut gegessen (besonders empfehlen können wir z.B. das Restaurant Khachapuri, aus dem auch die Essensbilder unter diesem Text stammen). Wir haben den Eindruck, dass die meisten Gerichte eher etwas rustikaler und wenig aufwendig sind. Wir würden es als einfaches und ehrliches Essen beschreiben, aber trotzdem super lecker (zumindest für uns). Insgesamt gibt es eine Menge Gebäck, aber auch viel Fleisch und Fisch (Vegetarier scheint es hier nicht so viele zu geben...). Besonders gut schmecken uns beispielsweise Pelmeni bzw. Manti/ Khinkali (gefüllte Teigtaschen, ähnlich wie Maultaschen) und Plini (russische Pfannkuchen mit allerlei gefüllt), aber auch Borsch (russische Rote-Beete-Suppe). Eine Eigenheit, die wir noch erwähnen möchten, ist Kwass (oder wie es auch immer geschrieben wird). Dies ist nämlich das alkoholfreie russische Nationalgetränk (zu dem alkoholischen Nationalgetränk kommen wir später noch). Es handelt sich dabei, wie bei Cola, um einen braunen Softdrink, allerdings hören die Gemeinsamkeiten da aber auch schon wieder auf. Der Geschmack ist nur schwer zu beschreiben – vielleicht trifft es „vergorenes Brot“ noch am besten. Insgesamt ein „interessanter“ Geschmack, aber überzeugt euch selbst, wenn ihr einmal die Gelegenheit dazu habt. Kleiner Tipp noch: Kauft dann zum Probieren wirklich nur ein kleines Glas und spült es mit einem russischen Bier runter. Letzteres schmeckt nämlich wirklich sehr gut. ;)

Eingelegtes Gemüse (vor allem der Knobi hatte es in sich...)
Fladen mit Kräutern oder Käse
Champignons gefüllt mit georgischem Käse
Khinkali
Am Freitagabend haben wir uns mit unserem Freund Nick getroffen. Nick haben wir auf unserer Afrikareise kennengelernt und nun war er zufällig zur selben Zeit beruflich in Moskau. Zusammen sind wir zum Eishockey gegangen und haben uns angesehen wie Dynamo Moskau die Gäste aus Metallurg mit 3:1 besiegt hat. Das Spiel war wirklich gut und man hat deutlich gemerkt, warum die russische Liga generell als etwas härter gilt im Vergleich zur DEL. Neben dem Spiel selbst waren die heimischen Cheerleader noch ein echtes Highlight, die wirklich während des gesamten Spiels halb nackt auf der Empore getanzt haben. Überhaupt hatte man den Eindruck, dass außer dem Puck auch noch weitere Dinge im Vordergrund stehen, denn das Spiel wurde in jedem Drittel zwei Mal unterbrochen, damit vier Damen (wiederum nur leicht bekleidet) über das Eis fahren und den Zuschauern zuwinken konnten. Naja, wenn’s funktioniert... ;). Generell ist uns aufgefallen (ohne nun ein Vorurteil zu bedienen), dass russische Frauen immer sehr aufwendig und „ansprechend“ zurechtgemacht sind – so gehören 13cm High Heels und kurze Röcke zum Alltag und nicht nur zum Partyoutfit.

Hymne zu Beginn des Spiels
Mit Nick beim Eishockey
Siegesjubel - Spieler
Siegesjubel - Cheerleader
Nach dem Eishockeyspiel wollten wir dann noch gemeinsam ein Bier trinken und sind in eine rustikale Eishockeykneipe in der Nähe des Stadions gegangen. Abgesehen von einigen anderen Fans, die dort den Sieg gefeiert haben, waren dort zufälliger Weise auch drei Jungs, die zuvor schon im Stadion hinter uns gesessen und uns dann auch gleich an ihren Tisch geholt haben. Sie hießen Alex , Eddi und Alex und nach dem ein oder anderen Pivo (Bier) bzw. Vodka waren eigentlich auch sämtliche Sprachbarrieren überwunden. So haben wir den Abend mit den Jungs in der Kneipe verbracht und uns viel erzählt - mit Händen und Füßen. Zum Abschied wurden dann Emailadressen ausgetauscht und es gab viele feste russische Umarmungen - ein wirklich lustiger und netter Abend!

Alex und Nick in der Kneipe
Den Samstagnachmittag haben wir dann genutzt, um uns etwas auf unsere Zugreise vorzubereiten. So haben wir noch einmal Wäsche gewaschen, alle Akkus aufgeladen und Proviant eingekauft. Ab Sonntag werden wir für vier volle Tage im Zug sitzen und da muss es schließlich auch etwas zu beißen geben. Neben massig Tütensuppen (es gibt heißes Wasser in der Bahn), Obst und Gemüse, haben wir auch Kartoffeln eingekauft und unsere Tupperschüsseln mit original schwäbischem Kartoffelsalat (nach Laura’s Rezept) gefüllt. Wir haben gehört, dass die Russen im Zug immer gerne Essen teilen und große „Picknicks“ veranstalten und so haben wir neben Trockenwurst und Schokolade (hatten wir extra aus Deutschland mitgebracht) noch etwas typisch Deutsches zu bieten.

Nach nun knapp fünf Tagen in Russland können wir festhalten, dass es uns hier bisher (abgesehen vom Wetter...) wirklich sehr gut gefällt. Moskau ist wahnsinnig interessant und man kann hier sicherlich Wochen verbringen, ohne dass einem langweilig wird. Hinzu kommt, dass die Russen wirklich sehr freundlich sind, sodass wir schon darauf brennen noch weitere nette und spannende Bekanntschaften zu machen. Und natürlich hoffen wir auch darauf die Eigenheiten der russischen Küche noch besser kennenzulernen.

In den nächsten vier Tagen werden wir mit der Transsibirischen Eisenbahn in etwa 90 Stunden von Moskau bis zum Baikalsee nach Irkutsk fahren. Für unsere Reise haben wir uns im Vorfeld Tickets der dritten Klasse besorgt (www.realrussia.com). In dieser Klasse teilt man sich das Schlafabteil mit etwa 30 anderen Passagieren (in der Regel Einheimischen). Ihr könnt also sicher sein, dass wir, sobald wir in Irkutsk ankommen, wieder von vielen weiteren spannenden Erlebnissen bzw. Bekanntschaften berichten können. ;)


Achja und als kleiner Nachtrag: So sieht es in der Regel aus wenn wir eure Emails beantworten, Flüge buchen oder den Blog machen. Wobei die Fotos unten noch eher angesehen sind. Momentan sitzen wir nämlich gerade quasi direkt auf der Straße vor einem Kaufhaus...was tut man nicht alles für Wi-Fi...

Laura im Cafe bei "heißer Schokolade" (von der Konsistenz her eher Schoko-Fondue) 
Benni auf der Straße (zumindest auf einer Bank)

2 Kommentare:

  1. Alter Benny...bist du bärtig ;)!!!!!

    Wiedermal super schöne Fotos :)!!!!

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  2. ps: die Straßendeko erinnert mich ein bisschen an eure Hochzeits-Pons-Pons :)

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