Donnerstag, 12. September 2013

Transsib I – Moskau nach Irkutsk


Nach vier schönen Tagen in Moskau ging es also am 08.09. pünktlich um 13:05 Uhr (Moskau Zeit) mit der Transsibirischen Eisenbahn (Zugnummer 80) weiter in Richtung Osten. Zuerst hatten wir etwas Probleme den richtigen Bahnhof zu finden (wie gesagt, alles auf kyrillisch), aber nachdem wir einigen Bahnbeamten einfach unser Ticket unter die Nase gehalten haben, haben diese uns dann nach und nach in die richtige Richtung gelotst. Und nachdem wir den richtigen Bahnhof hatten, ließen sich Gleiß und Zug ganz einfach finden, sodass der langen Reise nichts mehr im Wege stand. In den nächsten 87 Stunden (also in etwa 4 Tage) würden wir von Moskau aus quer durch Russland bis hin nach Irkutsk am Baikalsee fahren. Am Anfang unserer Planungen hatten wir überlegt bis nach Irkutsk noch den ein oder anderen Zwischenstopp einzuplanen, haben uns aber letztendlich doch dagegen entschieden. Zum einen haben wir verschiedene Reiseberichte von anderen Transsib-Reiseneden verfolgt und die haben durchweg davon abgeraten, und zum anderen wollten wir das richtige Transsib-Feeling (also mehrere Tage am Stück in der Bahn) gerne hautnah mit erleben. Somit haben wir uns also entschieden lieber etwas mehr Zeit in Moskau und vor allem am Baikalsee zu verbringen und dafür direkt durch zu fahren. Bei dem Erwerb unserer Tickets haben wir uns entschieden dies über das Internet zu machen und nicht vor Ort am Schalter. Es klang zwar nach einem verlockenden Abenteuer, ohne jegliche russisch Kenntnisse die Tickets jeweils am Schalter vor Ort zu kaufen, aber wir wollten gerne im Vorfeld genau wissen, wann wir wie wo ankommen, um unsere Zeit am Baikalsee, in der Mongolei und in Peking besser planen zu können (ja, da kommt dann doch die Deutsche „Planungswut/-sicherheit“ etwas durch). Dadurch waren die Tickets zwar etwas teurer (um die 25%), aber dafür hatten wir wie gesagt feste Reisedaten und haben nicht jeweils noch mal einen Tag damit „vergeudet“ vor Ort die Tickets zu kaufen. Bestellt haben wir unsere Tickets bei Real Russia (www.realrussia.com), die unseres Wissens nach die einzigen sind, die Tickets für die dritte Klasse online verkaufen (für alle anderen Klassen natürlich auch). Unsere Ansprechpartnerin dort (Natascha) war super freundlich und es hat alles extrem gut geklappt – die Agentur können wir also uneingeschränkt weiterempfehlen.

Unsere Tickets - Moskau nach Irkutsk
Voll bepackt in der Metro I
Voll bepackt in der Metro I
Kann das irgendjemand lesen?
Grundsätzlich gibt es in der Transsib drei verschiedene Reiseklassen: Während man sich in der ersten eine Doppelkabine teilt, reist man in der zweiten in einer vierer Kabine (von der Größe her ähnlich den Abteilen in deutschen Zügen, nur mit Hochbetten links und rechts). Wir haben uns jedoch entschieden in der dritten Klasse zu reisen. Dies ist nicht nur deutlich angenehmer für das Portemonnaie, sondern man erlebt auch viel mehr (in allerlei Hinsicht...). In der dritten Klasse teilt man sich den Schlafwagon mit 38 weiteren Personen. Das Abteil ist ebenfalls in einzelne Kabinen aufgeteilt, die aber nicht mit einer Tür verschlossen sind, sondern über einen Gang mit dem Rest des Abteils verbunden sind. Die Betten sind hier ein wenig kleiner, sodass sie insgesamt sechs Betten enthalten (zwei parallel und vier rechtwinklig zur Fahrtrichtung). Das Ganze klingt jetzt zugegebener Maßen sehr kompliziert – ist es aber nicht, wie ihr auf den Bildern sehen könnt. Wir waren in Wagen 16 auf den Plätzen 33 und 34 untergebracht (Benni oben und Laura unten). Direkt neben unserer Kabine gab es noch einen kleinen Zwischenraum (dieser war mit einer Tür vom Abteil abgetrennt), von dem man zur Toilette gelangte (wir hatten insgesamt zwei im Abteil – an jedem Ende eine). Die Toiletten hier im Zug sind natürlich kein Highlight: eng, nur spärlich ausgestattet und „relativ“ sauber/dreckig ;) ... wie so eine Zugtoilette nun einmal aussieht. Allerdings wurden sie auch mindestens zwei Mal täglich gereinigt, sodass es eigentlich gar nicht so schlimm war (wir haben schon schäbigere Toiletten in Deutschen ICEs gesehen und wer einmal auf einem Festival war... naja, da wollen wir gar nicht drüber reden. ;)

Unser Zugabteil - 38 Betten ;)
Lauras Bett
Bennis Höhle 
Liebe Nachbarin
"Badezimmer"
Obwohl man sich mit so vielen Menschen auf engstem Raum befindet, ist die Fahrt deutlich angenehmer, als wir jemals gedacht hätten. Natürlich riecht es nicht immer nach Veilchen und der ein oder andere atmet im Schlaf auch etwas lauter, aber es war alles absolut erträglich und zur Not gibt’s halt Oropax. Überhaupt waren wir überrascht wie „leise“ es eigentlich hier im Zug ist. Zum einen scheint die Bahn gut gegen die Fahrtgeräusche isoliert zu sein und zum anderen wird offensichtlich viel Rücksicht auf die anderen Passagiere genommen und sich generell eher leise unterhalten. Da ist es in den meisten Deutschen U-Bahnen deutlich unangenehmer, wenn neben einem die Halbstarken meinen, die Bahn mit dem neusten Aggro-Berlin-Scheiß beschallen zu müssen. Einziges Problem ist, wenn nachts irgendwelche Bahnhöfe angefahren werden und neue Leute zusteigen. Die müssen dann natürlich erstmal ihre Betten beziehen und ihr Gepäck verstauen und das ist naturgemäß etwas lauter. Aber auch das ist eigentlich kein Problem – man hat den ganzen Tag ohnehin nichts zu tun, somit sind kleine Nickerchen zwischendurch obligatorisch (was vor allem Laura entgegenkommt ;)). Womit wir auch schon beim Zeitvertreib angekommen sind. Wie bereits erwähnt, haben wir fast vier Tage am Stück in dieser Bahn verbracht und irgendwie war uns trotzdem nicht langweilig. Man hat viel Zeit über alles Mögliche nachzudenken und wenn man davon genug hat, fängt man an etwas zu lesen, Musik zu hören, Blogeinträge zu schreiben, zu essen, zu schlafen, mit den Nachbarn zu kommunizieren oder eben die schöne Landschaft zu genießen. Ein weiteres Highlight sind auch immer die Stopps an verschiedenen Bahnhöfen, die teilweise bis zu einer Stunde lang sind, sodass man hier immer auch etwas Zeit hat sich die Beine zu vertreten. An einigen wenigen Haltestellen wartet dann auch schon eine Horde „russischer Mütterchen“ auf die Passagiere, die dann von Lebensmitteln (Obst, Gemüse, Gekochtes, Gebäck, Trockenfisch etc.) bis hin zu Textilien (Kuscheltiere, Pelzmützen etc.) alles verkaufen. Natürlich haben wir hier besonders bei den Lebensmitteln das ein oder andere Mal zugeschlagen. Wir hatten uns zwar bereits einiges mitgenommen (Trockenwurst, Instant Nudeln, Gurken, Karotten, Knäckebrot, Marmelade und Schokolade), aber die einheimischen Spezialitäten wollten wir uns nicht entgehen lassen. So gab es neben frischen Walderdbeeren auch mal Wareniki (russische Ravioli) oder Pfannkuchen, aber auch mal einen Trockenfisch (der zugegebenermaßen sowohl handwerklich als auch kulinarisch eine echte Herausforderung war – mega salzig). Die Hauptnahrungsquelle in so einem Zug bleiben jedoch die guten Instant Nudeln (aka Ramen Noodels), die hier von jedem zu jeder Tages- und Nachtzeit zubereitet werden. Das liegt vermutlich daran, dass diese sich unbegrenzt bei jeder Temperatur halten und man nur etwas heißes Wasser benötigt, um sie zuzubereiten. Letzteres gibt es hier in jedem Abteil aus einem so genannten Samowar (quasi ein großer Wasserkocher, der permanent an ist – früher mit Kohle und heute elektrisch betrieben).

Zwischenstopp I
Lecker Erdbeeren
Trockenwurst ;)
Zwischenstopp II
Board-Kiosk
Viel Zeit zum lesen
Zwischenstopp III
geräucherter Fisch ;)
Lieblingsbeschäftigung - Schlafen
Samowar - Wasserkocher
Landschaftlich ist es hier wirklich sehr schön und man bekommt viel freies und wildes Land zu sehen. Leider sind die Fensterscheiben im Zug etwas dreckig (von außen), sodass es etwas schwierig ist während der Fahrt viele Fotos zu machen, aber wann immer wir können, genießen wir die schöne Aussicht. Wenn man hier so durch die ewigen Weiten Russlands fährt, hat man den Eindruck, dass dieses Land unendlich groß ist. Zu Anfang gab es viele Nadelwälder, die dann nach und nach auch von einigen Birkenwäldern und weiten Graslandschaften abgelöst wurden. Zwischendurch kommen dann immer wieder kleinere Dörfer, hauptsächlich aus Holzhäusern bestehend. Überhaupt scheint in diesen Teilen Russlands die Holzwirtschaft eine große Rolle zu spielen (es gibt ja auch genug davon), da wir auch viele Sägewerke u.ä. in den Dörfern gesehen haben.

Nadelwälder 
Birkenwälder 
Graslandschaft 
Kleine Ortschaft
Die nächsten sieben Tage werden wir nun hier in Irkutsk und am Baikalsee verbringen, bevor es dann wieder mit dem Zug weiter in die Mongolei nach Ulaanbaatar geht. Wir hoffen, dass wir dann spätestens dort noch einmal die Möglichkeit haben, euch ein Update zu geben.

Also bis dahin! ;)


1 Kommentar:

  1. Das sieht ja echt krass aus mit den vielen Leuten! Aber ich stelle es mir auch spannend vor...nur bei der Badezimmersituation würde ich passen ;)!

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