Nach vier schönen Tagen
in Moskau ging es also am 08.09. pünktlich um 13:05 Uhr (Moskau Zeit) mit der Transsibirischen
Eisenbahn (Zugnummer 80) weiter in Richtung Osten. Zuerst hatten wir etwas
Probleme den richtigen Bahnhof zu finden (wie gesagt, alles auf kyrillisch),
aber nachdem wir einigen Bahnbeamten einfach unser Ticket unter die Nase
gehalten haben, haben diese uns dann nach und nach in die richtige Richtung gelotst.
Und nachdem wir den richtigen Bahnhof hatten, ließen sich Gleiß und Zug ganz
einfach finden, sodass der langen Reise nichts mehr im Wege stand. In den
nächsten 87 Stunden (also in etwa 4 Tage) würden wir von Moskau aus quer durch
Russland bis hin nach Irkutsk am Baikalsee fahren. Am Anfang unserer Planungen
hatten wir überlegt bis nach Irkutsk noch den ein oder anderen Zwischenstopp
einzuplanen, haben uns aber letztendlich doch dagegen entschieden. Zum einen
haben wir verschiedene Reiseberichte von anderen Transsib-Reiseneden verfolgt
und die haben durchweg davon abgeraten, und zum anderen wollten wir das
richtige Transsib-Feeling (also mehrere Tage am Stück in der Bahn) gerne
hautnah mit erleben. Somit haben wir uns also entschieden lieber etwas mehr Zeit
in Moskau und vor allem am Baikalsee zu verbringen und dafür direkt durch zu
fahren. Bei dem Erwerb unserer Tickets haben wir uns entschieden dies über das
Internet zu machen und nicht vor Ort am Schalter. Es klang zwar nach einem
verlockenden Abenteuer, ohne jegliche russisch Kenntnisse die Tickets jeweils am
Schalter vor Ort zu kaufen, aber wir wollten gerne im Vorfeld genau wissen,
wann wir wie wo ankommen, um unsere Zeit am Baikalsee, in der Mongolei und in Peking
besser planen zu können (ja, da kommt dann doch die Deutsche „Planungswut/-sicherheit“
etwas durch). Dadurch waren die Tickets zwar etwas teurer (um die 25%), aber
dafür hatten wir wie gesagt feste Reisedaten und haben nicht jeweils noch mal
einen Tag damit „vergeudet“ vor Ort die Tickets zu kaufen. Bestellt haben wir
unsere Tickets bei Real Russia (www.realrussia.com), die unseres Wissens nach die einzigen sind, die
Tickets für die dritte Klasse online verkaufen (für alle anderen Klassen natürlich
auch). Unsere Ansprechpartnerin dort (Natascha) war super freundlich und es hat
alles extrem gut geklappt – die Agentur können wir also uneingeschränkt
weiterempfehlen.
|
Unsere Tickets - Moskau nach Irkutsk |
|
Voll bepackt in der Metro I |
|
Voll bepackt in der Metro I |
|
Kann das irgendjemand lesen? |
Grundsätzlich gibt es in
der Transsib drei verschiedene Reiseklassen: Während man sich in der ersten
eine Doppelkabine teilt, reist man in der zweiten in einer vierer Kabine (von
der Größe her ähnlich den Abteilen in deutschen Zügen, nur mit Hochbetten links
und rechts). Wir haben uns jedoch entschieden in der dritten Klasse zu reisen.
Dies ist nicht nur deutlich angenehmer für das Portemonnaie, sondern man erlebt
auch viel mehr (in allerlei Hinsicht...). In der dritten Klasse teilt man sich
den Schlafwagon mit 38 weiteren Personen. Das Abteil ist ebenfalls in einzelne
Kabinen aufgeteilt, die aber nicht mit einer Tür verschlossen sind, sondern
über einen Gang mit dem Rest des Abteils verbunden sind. Die Betten sind hier
ein wenig kleiner, sodass sie insgesamt sechs Betten enthalten (zwei parallel
und vier rechtwinklig zur Fahrtrichtung). Das Ganze klingt jetzt zugegebener
Maßen sehr kompliziert – ist es aber nicht, wie ihr auf den Bildern sehen
könnt. Wir waren in Wagen 16 auf den Plätzen 33 und 34 untergebracht (Benni
oben und Laura unten). Direkt neben unserer Kabine gab es noch einen kleinen Zwischenraum
(dieser war mit einer Tür vom Abteil abgetrennt), von dem man zur Toilette
gelangte (wir hatten insgesamt zwei im Abteil – an jedem Ende eine). Die
Toiletten hier im Zug sind natürlich kein Highlight: eng, nur spärlich
ausgestattet und „relativ“ sauber/dreckig ;) ... wie so eine Zugtoilette nun einmal
aussieht. Allerdings wurden sie auch mindestens zwei Mal täglich gereinigt,
sodass es eigentlich gar nicht so schlimm war (wir haben schon schäbigere
Toiletten in Deutschen ICEs gesehen und wer einmal auf einem Festival war... naja,
da wollen wir gar nicht drüber reden. ;)
|
Unser Zugabteil - 38 Betten ;) |
|
Lauras Bett |
|
Bennis Höhle |
|
Liebe Nachbarin |
|
"Badezimmer" |
Obwohl man sich mit so
vielen Menschen auf engstem Raum befindet, ist die Fahrt deutlich angenehmer,
als wir jemals gedacht hätten. Natürlich riecht es nicht immer nach Veilchen und
der ein oder andere atmet im Schlaf auch etwas lauter, aber es war alles
absolut erträglich und zur Not gibt’s halt Oropax. Überhaupt waren wir
überrascht wie „leise“ es eigentlich hier im Zug ist. Zum einen scheint die
Bahn gut gegen die Fahrtgeräusche isoliert zu sein und zum anderen wird
offensichtlich viel Rücksicht auf die anderen Passagiere genommen und sich
generell eher leise unterhalten. Da ist es in den meisten Deutschen U-Bahnen
deutlich unangenehmer, wenn neben einem die Halbstarken meinen, die Bahn mit
dem neusten Aggro-Berlin-Scheiß beschallen zu müssen. Einziges Problem ist,
wenn nachts irgendwelche Bahnhöfe angefahren werden und neue Leute zusteigen.
Die müssen dann natürlich erstmal ihre Betten beziehen und ihr Gepäck verstauen
und das ist naturgemäß etwas lauter. Aber auch das ist eigentlich kein Problem
– man hat den ganzen Tag ohnehin nichts zu tun, somit sind kleine Nickerchen
zwischendurch obligatorisch (was vor allem Laura entgegenkommt ;)). Womit wir
auch schon beim Zeitvertreib angekommen sind. Wie bereits erwähnt, haben wir
fast vier Tage am Stück in dieser Bahn verbracht und irgendwie war uns trotzdem
nicht langweilig. Man hat viel Zeit über alles Mögliche nachzudenken und wenn
man davon genug hat, fängt man an etwas zu lesen, Musik zu hören, Blogeinträge
zu schreiben, zu essen, zu schlafen, mit den Nachbarn zu kommunizieren oder
eben die schöne Landschaft zu genießen. Ein weiteres Highlight sind auch immer
die Stopps an verschiedenen Bahnhöfen, die teilweise bis zu einer Stunde lang
sind, sodass man hier immer auch etwas Zeit hat sich die Beine zu vertreten. An
einigen wenigen Haltestellen wartet dann auch schon eine Horde „russischer
Mütterchen“ auf die Passagiere, die dann von Lebensmitteln (Obst, Gemüse,
Gekochtes, Gebäck, Trockenfisch etc.) bis hin zu Textilien (Kuscheltiere,
Pelzmützen etc.) alles verkaufen. Natürlich haben wir hier besonders bei den
Lebensmitteln das ein oder andere Mal zugeschlagen. Wir hatten uns zwar bereits
einiges mitgenommen (Trockenwurst, Instant Nudeln, Gurken, Karotten,
Knäckebrot, Marmelade und Schokolade), aber die einheimischen Spezialitäten
wollten wir uns nicht entgehen lassen. So gab es neben frischen Walderdbeeren
auch mal Wareniki (russische Ravioli) oder Pfannkuchen, aber auch mal einen Trockenfisch
(der zugegebenermaßen sowohl handwerklich als auch kulinarisch eine echte
Herausforderung war – mega salzig). Die Hauptnahrungsquelle in so einem Zug
bleiben jedoch die guten Instant Nudeln (aka Ramen Noodels), die hier von jedem
zu jeder Tages- und Nachtzeit zubereitet werden. Das liegt vermutlich daran,
dass diese sich unbegrenzt bei jeder Temperatur halten und man nur etwas heißes
Wasser benötigt, um sie zuzubereiten. Letzteres gibt es hier in jedem Abteil
aus einem so genannten Samowar (quasi ein großer Wasserkocher, der permanent an
ist – früher mit Kohle und heute elektrisch betrieben).
|
Zwischenstopp I |
|
Lecker Erdbeeren |
|
Trockenwurst ;) |
|
Zwischenstopp II |
|
Board-Kiosk |
|
Viel Zeit zum lesen |
|
Zwischenstopp III |
|
geräucherter Fisch ;) |
|
Lieblingsbeschäftigung - Schlafen |
|
Samowar - Wasserkocher |
Landschaftlich ist es
hier wirklich sehr schön und man bekommt viel freies und wildes Land zu sehen.
Leider sind die Fensterscheiben im Zug etwas dreckig (von außen), sodass es
etwas schwierig ist während der Fahrt viele Fotos zu machen, aber wann immer
wir können, genießen wir die schöne Aussicht. Wenn man hier so durch die ewigen
Weiten Russlands fährt, hat man den Eindruck, dass dieses Land unendlich groß ist.
Zu Anfang gab es viele Nadelwälder, die dann nach und nach auch von einigen
Birkenwäldern und weiten Graslandschaften abgelöst wurden. Zwischendurch kommen
dann immer wieder kleinere Dörfer, hauptsächlich aus Holzhäusern bestehend.
Überhaupt scheint in diesen Teilen Russlands die Holzwirtschaft eine große
Rolle zu spielen (es gibt ja auch genug davon), da wir auch viele Sägewerke
u.ä. in den Dörfern gesehen haben.
|
Nadelwälder |
|
Birkenwälder |
|
Graslandschaft |
|
Kleine Ortschaft |
Die nächsten sieben Tage
werden wir nun hier in Irkutsk und am Baikalsee verbringen, bevor es dann
wieder mit dem Zug weiter in die Mongolei nach Ulaanbaatar geht. Wir hoffen,
dass wir dann spätestens dort noch einmal die Möglichkeit haben, euch ein
Update zu geben.
Also bis dahin! ;)
Das sieht ja echt krass aus mit den vielen Leuten! Aber ich stelle es mir auch spannend vor...nur bei der Badezimmersituation würde ich passen ;)!
AntwortenLöschen